Dienstag, 1. September 2009

Kiliansmännle, 27.07.1994

Zu schnell
Ab und zu komme ich ja schon mal herunter von meinem Kiliansturm. Gerne fahre ich dann Auto durch Heilbronn. Klar, daß ich mich an die vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen halte. Raser haben bei uns keine Chance - und das ist gut so. Dafür sorgen auch die stationären Radarkontrollen. Doch unlängst hatte ich selbst mit Tempo 50 km/h größte Not, mein heilix Blechle noch rechtzeitig zum Stehen zu bekommen. An der Kreuzung Wilhelmstraße/Südstraße war es. Blitzschnell schaltete die Ampel von grün auf gelb - und dann auf rot. Mit quietschenden Reifen halte ich. Der Hintermann bleibt nur wenige Zentimeter von meiner Stoßstange weg. Glück gehabt, denn auch diese Ampel hat eine Fotoüberwachungsanlage. Allerdings ist die Ampel so knapp geschaltet, daß ich den Verdacht habe, hier soll beim Autofahrer abkassiert werden.

Zu früh
Wohl dem, der in diesen heißen Tagen eine Gartenwirtschaft sein eigen nennt. Da läßt sich gut Geld verdienen. Die Menschen drängen ins Freie. Die hohen Nachttemperaturen machen es möglich, daß unsereiner sein Bierchen oder Viertele oder Sprudelwasser noch spät in der Nacht trinken kann, ohne gleich eine Rheumadecke zu brauchen. Aber weit gefehlt, zwar ist in beinahe jeder Gemeinderatssitzung die Rede von der Belebung der Innenstädte, und auch die kleineren Landkreisgemeinden wollen nicht nur ,,Schlafstädte" sein, wenn es aber zum Schwur kommt, will keiner die Hand heben. Im Klartext: Viel zu früh ist meistens die polizeiliche Sperrstunde angesetzt. Ein befreundeter Gastronom klagte mir sein Leid: „Bei der Hitze kommen die Gäste relativ spät und müssen dann wegen der Sperrstunde schon wieder früh gehen.“ In den Sommermonaten sollte man wohl flexibler sein, was die Sperrzeiten angeht. Nicht nur die Wirte werden es den Ordnungsämtern danken.

Zu aufgeblähtUnsere Bürgermeister reden immer wieder gerne davon: Der Verwaltungsapparat darf nicht zu aufgebläht sein, Ende mit der bürokratischen Umstandkrämerei! So ist es richtig. Aber in Wahrheit sind diese Sprüche oft nur aufgeblähte Worthülsen. Ein Beispiel: Haben Sie schon einmal eine Dankesurkunde verliehen bekommen? Bis ein Jubilar sie für 40 Jahre treuen Dienst in den Händen hält, haben sich mit dem Vorgang vier Behörden beschäftigt - darunter zwei Ministerien - das jeweilige Fach- und das Staatsministerium. Gut bezahlte Beamte werden also mit behördlichem Kleinkram eingedeckt. Und die „Regierungskommission Verwaltungsreform“ der Landesregierung kam unlängst zu einem weiteren Ergebnis: Je größer die Stadt, desto aufgeblähter der Verwaltungsapparat. Anders sei es in kleineren Kommunen. Hier werde zwar hemdsärmeliger gearbeitet, aber dafür wirkungsvoller.

Großes TheaterDie Heilbronner kennen Polens Vorzeigebühne, das „Teatr Wielki“ - zu deutsch „Großes Theater“. Slawomir Pietras, der Direktor war mit seiner Truppe schon in Heilbronn und das Heilbronner Theater im Gegenzug in Warschau. Klaus Wagner, Heilbronns Intendant inszenierte dort sogar seine erste Oper. Nach Ansicht von Warschauer Theaterkritikern ist um das „große Theater“ schon seit Jahren ein Klüngel von heimlichen Seilschaften, gegenseitiger Protektion und Intrigen entstanden. Jetzt wurde der Direktor ganz plötzlich entlassen. Der stellvertretende Kultusminister meinte, das Theater solle sich künftig mit Auftritten an Bühnen zurückhalten, die seinem Niveau nicht entsprechen. Und eine polnische Kulturzeitung präzisierte: „Die Tournee nach Heilbronn wurde vom ehemaligen Direktor zum Beispiel als großer Erfolg hingestellt. Aber im Grunde genommen ist dieses hübsche und moderne Theater (in Heilbronn) ziemlich provinziell.“ Die Zeitung unterstellte, die Warschauer Bühne habe nach Heilbronn fahren müssen, damit der Direktor der Heilbronner Bühne im Gegenzug in Warschau als Opernregisseur habe debütieren können. - Ein polnischer Theaterskandal mit Heilbronner Würze. Internationales Niveau - sage ich.

Feuerwehrabgabe
In Baden Württemberg und drei anderen Bundesländern existiert immer noch die Feuerwehrabgabe. Männer zwischen 18 und 50 Jahren müssen entweder diese Abgabe zahlen oder Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr leisten. In Gemeinden, die eine Berufsfeuerwehr haben, fällt beides weg. Jetzt wurde vom Europäischen Gerichtshof in Straßburg entschieden: die Feuerwehrabgabe verstößt gegen den Gleichheitsgrundsatz. Wer seine Abgabe bisher bezahlt hat, der ist fein raus. Er hat keine Probleme. Wer aber Widerspruch eingelegt hat, der ist noch feiner raus. Denn er muß keine Abgabe mehr bezahlen. Die Landratsämter lassen die Sache auf sich beruhen. Jetzt ist der Gesetzgeber in Baden Württemberg aufgefordert, Rechtsklarheit zu schaffen. Entweder zahlen Mann und Frau jeweils ihre Feuerwehrabgabe oder werden zum Dienst bei der Feuerwehr herangezogen. Oder die Gemeinden schichten ihre Haushalte um - und verzichten auf die Feuerwehrabgabe. Der Protest der Gemeinden ist heute - trotz Sommerloch - schon vorprogrammiert.

Großer Knall
Der große Knall im All fand statt - hatte aber kaum Auswirkungen auf unseren blauen Erdball. Was da alles auf den Planten Jupiter knallte, das werden uns die Wissenschaftler in den nächsten Wochen haarklein in Bildern zeigen und erzählen. Die Kometen-Bruchstücke müssen ungeheure Explosionen verursacht haben - zu sehen war mit den bloßen Auge jedoch nix. Selbst vom Kiliansturm aus, wo ich den Sternen doch nah bin, habe ich keinen Feuerball am Himmel gesehen. Aber auf Erden, da haben Sterndeuter uns wissen lassen, daß angeblich das Sexleben der Menschen sich intensivieren werde. In neun Monaten wird sich herausstellen, ob diese Deutung zutrifft.

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