Dienstag, 1. September 2009

Kiliansmännle, 11.05.1994

Neuer ChefNa also, jetzt hat die Heilbronner Stimme ab 1. September ihren neuen Chefredakteur. Dr. Wolfgang Bok heißt er, wurde 1957 geboren, arbeitete bei den Badischen Neuesten Nachrichten, der Heilbronner Stimme und den Stuttgarter Nachrichten. Dort ist er stellvertretender Ressortleiter Politik und leitet das Ein-Mann-Ressort Gesellschafts- und Sozialpolitik. Bok soll künftig als Chefredakteur der Heilbronner Stimme rund 70 Redaktionsmitgliedern vorstehen. Er ist nun Nachfolger des Dr. Werner Distelbarth, der kürzlich überraschend durch Selbstmord aus dem Leben geschieden ist. Distelbarth galt als ein sehr liberaler Chefredakteur. Bok dagegen hat bei den Stuttgarter Nachrichten eher den Ruf eines konservativen Kommentators und Journalisten.

Zu teuer
Die Sonne lacht in diesen Tagen vom Himmel. Der Früh­ling kommt in voller Blüte daher. Da bin ich vom Turm gestiegen und habe eine kleine Festles-Tournee durchs Unterland gewagt. Hat mir gut gefallen. Am Abend war ich zwei Kilo schwerer. Doch eines ist mir aufgefallen: Die Preise für die gebotenen Köstlichkeiten galoppieren davon. Wenn beispielsweise ein daumen-ballengroßes Schweine­schnitzel acht Mark kostet oder das Fläschle Sprudel für vier Mark den Besitzer wechselt, dann ist das unverschämt. In Mißkredit gerät dann nicht nur der einzelne Verkäufer, sondern das ganze Fest. Schade.

Brot und SpieleZugegeben, es ist noch ein Weilchen hin bis zum Talmarkt in Bad Wimpfen, aber die Vorbereitungen laufen schon jetzt auf Hochtouren für den Jahr- und Fahrmarkt vom 29. Juni bis 5. Juli. 160 Händler und Schausteller werden erwartet. Eine Neuigkeit verrieten mir die Marktorganisatoren schon jetzt: Der Wimpfener Talmarkt dauert in diesem Jahr einen Tag länger als sonst. Der Grund? Tradition. Denn der Talmarkt muß grundsätzlich über ,,Peter und Paul" gehen, dem katholischen Kirchenfest der Apostel Petrus und Paulus. Und das ist nun einmal am Mittwoch 29. Juni. Eigentlich ist der Talmarkt nämlich kein allzu weltliches Fest. Seine Wurzeln hat er im Kloster in Wimpfen im Tal. Mit 250.000 bis 300.000 Besuchern rechnen die Markt-Verantwortlichen in diesem Jahr. Die großen Fahrgeschäfte wie beim Münchner Oktoberfest oder dem Cannstatter Volksfest wird es in Wimpfen nie geben. Dafür sind die Preise aber auch kleiner. Für Familien in wirtschaftlich nicht so rosigen Zeiten ein großer Vorteil.

UntergekommenNa also, sie haben es nicht lassen können: Rüdiger Peuckert und Paul Stadel möchten in die Kommunalpolitik zurückkehren. Der einstige Skandal-Mann und Ex-Bürger­meister Peuckert bewirbt sich in Eppingen, Schulden-Schultes Stadel will einen Neuanfang für die ,,Unabhängigen Bürger Beilsteins" wagen. Naiv, wer nun denkt, die beiden seien ohne Chance, ob ihrer skandalösen Vergangenheit: Peuckert stolperte 1988 über eine Drogenaf­färe, Stadel wurde wegen Untreue, Betrug und Steuerhin­terziehung verurteilt. Naiv deshalb, weil es ja genügend Vorbilder in der großen Politik gibt: Lambsdorff, Lafon­taine, Strauß oder nun auch einige PDS-Abgeordnete, die sich zu unabhängigen Wahlbeobachtern in Südafrika auf­schwingen wollten. Nur sollten Peuckert oder Stadel in ih­rem Wahlkampf nicht Moral oder seriöse Finanzplanung als Argumente anbringen. Das wäre dann doch allzu lächerlich.

Aufschwung fördern
Ein Arbeitskreis Wirtschaftsraum Heilbronn soll versuchen, das Unterland attraktiv als Wirtschaftsstandort erscheinen zu lassen. Jetzt sind IHK und Handwerkskammer ausge­stiegen. Und die Stadt Heilbronn gleich hinterher. Recht so. Wenn‘s um Ansiedlung von Industrie und Handwerk geht, dann gibts mehr als genug Beratung - nicht nur in der Re­gion. Und die Gemeinden liegen dann im gesunden Wett­streit miteinander. Impulse sind gefragt. Und die kommen für die Wirtschaft selten aus Amtsstuben. Im Gegenteil: von dort wird oft entscheidend behindert. Die Industriemesse in Hannover ist ja Konjunkturbarometer für die Wirtschaft in Deutschland. Und die Messe hat einmal wieder Glück ge­habt. Mit den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings kamen auch erste Boten des wirtschaftlichen Aufschwungs. Nach der Messe in Moll im vergangenen Jahr sind jetzt Töne in Dur von den Beobachtern ausge­macht worden. Auch die IHK Heilbronn meldet von der heimischen Wirtschaftsfront angenehme Töne. Umsatzplus in der Region beim verarbei­tenden Gewerbe 3,6 Prozent in der ersten beiden Monaten. Exportplus 13,5 Prozent. Ein Minus von 7,2 Prozent aller­dings gab‘s bei den Beschäftigten im verarbeitenden Ge­werbe. Zarte Keime für den Aufschwung, die hoffentlich nicht durch übermäßige Abgabenbelastungen von Bürokra­ten in deutschen Parlamenten und Amtsstuben zertreten werden.

Wahlkampf Harte Auseinandersetzungen stehen uns in den kommenden Wochen und Monaten bevor. Wahlkampf ist angesagt. Und der gehört zur Demokratie wie das Salz in die Suppe. Hart in der Sache, fair im Kampf. Aber welche Themen sind politisch von Bedeutung? Gefragt ist, was uns Wahlbürgern unter den Nägeln brennt. Zum Beispiel: Ruinieren der Staatsfinanzen, Schuldenwirtschaft, Inflation, Teuerung, Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit, steigende Kriminalitätsrate, planlose Immigration, Studentenschwemme, Technikfeind­lichkeit, Vergreisung, wirtschaftliche Stagnation, Mafia in Politik , Verwaltung und Wirtschaft, Amigo-Affairen in Parteien und Verbänden, Rechts- und Linksradikalismus, usw., usw. - Themen, bei denen sich jeder seinen Teil her­ausnehmen kann, um ihn dem Gegner um die Ohren zu schlagen. Aber das wäre nur Wahlkampfgetöse und noch lange keine Politik. Klare Fragen, glasharte Analysen und dann mutige Entscheidungen sind gefragt.

UnsicherVon wegen sicher. Nun gibt es bereits auch in Heilbronn die ersten Diebstähle von Autos mit sogenannter Wegfahrsperre. Und das trotz ,,Diebstahlschutzsystem", trotz ,,drei voneinander unabhängigen Sicherungssystemen", trotz Tüv-Stempels, wie die Hersteller der Wegfahrsperren versichern. Der Dumme ist der Autobesitzer, denn die Kaskoversicherer ließen ihnen keine andere Wahl: Besitzer von Neufahrzeugen bekommen seit 1993 nicht mehr den Neupreis, sondern nur noch den niedrigeren Wiederbeschaffungswert, sollte das Auto in den ersten beiden Jahren gestohlen werden. Und von diesem Betrag werden dann noch einmal zehn Prozent abgezogen, wenn der Wagen nicht ausreichend gesichert war. Ein Heilbronner ADAC-Mitarbeiter rät deshalb, nicht voreilig in eine Wegfahrsperre zu investieren. Manche Autos seien kaum diebstahlgefährdet, sodaß man den zehnprozentigen Diebstahl-Eigenanteil riskieren könne. Bei Luxus-Karossen sieht es anders aus. Besonders gefährdet: VW Golf GTI, Porsche 928, Mercedes SL, VW Corrado, Mercedes S-Klasse und Porsche 911.

Fürsten des ElendsWir Deutschen sind reisefreudig und urlaubsliebend. Vor allem unter der Devise; ab ins Ausland. Möglichst weit weg. Zum Beispiel nach Afrika. Kenia als Mallorca auf dem schwarzen Kontinent. Aber wie sagte mir neulich ein Ken­ner: das Land ist bankrott. Die Wachstumsrate ist eine der höchsten der Welt. Die Zahl der Aids-Infizierten ebenfalls. Nahrung und Arbeit werden knapp. Kenia überlebt allein am Tropf der Weltbank, die es nach Belieben gängeln kann. Es wimmelt von Leuten, die der Autor Graham Hancock einmal „Fürsten des Elends“ nannte, die Vertreter der Hilfswerke, die Diplomaten, die Verbrechersyndikate. Sie alle fahren in glänzenden Land-Cruisern und Mercedes, le­ben satt von ihren ausländischen Gehältern, während die Einheimischen langsam den Abgrund zutreiben. - Wen wundert‘s da noch, daß die tüchtigsten und beweglichsten der Afrikaner ihre Länder verlassen und nach Europa kom­men. Ich würde es genauso tun. Egal, was deutsche Natio­nalisten davon halten. Und „Fürsten des Elends“, die gibt‘s bei uns auch zuhauf.

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