Donnerstag, 3. September 2009

Kiliansmännle, 23.11.1994

AdventWenn ich von meinem geliebten Turm herab auf den Marktplatz schaue, dann muß ich feststellen: es weihnachtet sehr. Nicht nur daß seit Tagen schon die Dekorationen in den Schaufenstern voll aufs schon laufende Weihnachtsgeschäft umgestellt sind, auch auf dem Marktplatz wird kräftig gehämmert und geschoben. Der Heilbronner Weihnachtsmarkt, der am Wochenende seine Pforten öffnet, nimmt Gestalt an. Manche Zeitgenossen meinen ja, durch diese frühe Einstimmung verliere das Fest der Feste kräftig an Glanz. Nun ja, jeder hat da seine eigene Meinung. Aber für die Kinder unter uns (die großen und die kleinen) dürfte ein solcher Markt immer wieder ein Erlebnis sein. Vor allem der Altdeutsche Weihnachtsmarkt in Bad Wimpfen - unschlagbar. Und wenn am Sonntag noch das erste Kerzlein am Adventskranz brennt und leuchtet, dann ist die Weihnachtsstimmung da, ob man will oder nicht. Nehmen Sie sich doch einfach die Zeit - für die Stunden der Besinnlichkeit. Sie kostet nichts.

4. Dezember 1944
Vor fünfzig Jahren - am 4. Dezember 1944 in Heilbronn: ein verheerender Bombenangriff, der rund siebentausend Menschen tötet und die Kernstadt in Schutt und Asche legt. Kriegsentscheidend war dieser Angriff und diese Zerstörung offensichtlich nicht - so kann heute festgestellt werden. War er notwendig, um der deutschen Bevölkerung vor Augen zu führen, daß sie einem verbrecherischen Regime treu dient? Aus Sicht der Alliierten bestimmt. Historiker haben herausgefunden, daß durch die Bombardements deutscher Städte bei vielen, dem Regime skeptisch gegenüberstehenden Menschen das Gefühl aufkam: jetzt muß zusammengehalten werden, trotz der aussichtslosen Lage. Was uns Nachgeborenen und Überlebenden geblieben ist? Die Trauer, die Angst vor Kriegsterror, der Versuch, es nie wieder geschehen zu lassen (Uwe Jacobys neues Buch „Protokoll einer Katastrophe“ gibt darüber beredt Auskunft). Aber die Kriege seitdem auf dieser Welt, die sprechen eine andere Sprache. Sie lehren uns: Krieg findet immer wieder statt. Der 4. Dezember 1994 in Heilbronn sollte somit nicht nur ein Tag des Erinnerns sein, sondern auch ein Tag der Anklage. Gegen den Krieg, der Europa längst wieder eingeholt hat.

Frauenpower
Die CDU in Heilbronn zählt rund 700 Mitbürger zu ihren Mitgliedern und wird jetzt von einer Frau geführt. Helga Drauz, 27jährige Stadträtin, Diplomingenieurin für Weinbau und Önologie und ehemalige Weinkönigin, will die Christdemokraten wieder zur Nummer eins in der Käthchenstadt werden lassen. Und das soll durch Bürgernähe hergestellt werden. Ein Zauberwort, das schon viele im Mund führten, aber kläglich in der Realität dran scheiterten. Aber Helga Drauz scheint das Zeug für Überraschungen zu besitzen. Und ihre Bodenständigkeit prädestiniert sie geradezu für höhere Weihen. Schließlich dürfte Egon Susset in seiner letzten Amtsperiode als Bundestagsabgeordneter des Unterlandes stehen und die CDU sucht auch immer noch nach einem Nachfolger des einst so erfolgreichen Ulrich Stechele, der zum Ende seiner landespolitischen Karriere als Abgeordneter und CDU-Landesgeschäftsführer so kläglich in der Versenkung verschwand. Allerdings stehen auch andere CDU-Größen schon in den Startlöchern. Zum Beispiel der bienenfleißige Stadtrat Thomas Strobl, der mit viel Glück in dieser 13. Legislaturperiode noch Abgeordneter in Bonn werden könnte.

Die Größten
Wir Unterländer sind die Besten und Größten - zumindest, wenn es um den Weinbau in Württemberg geht. Aber der Reihe nach. Das bekannte Verbrauchermagazin DM erstellt alljährlich eine Liste der besten 100 Weingüter in Deutschland. Wer auf dieser Liste steht, kann sich ,,von" heißen. Denn die Juroren sind echte Weinkenner. Mit dem kalifornischen Fachmann Joel Payne sei nur ein Name genannt. Diesmal sind württembergische Güter ganz rar vertreten. Gerade mal vier konnten das begehrte Gütesiegel ergattern. Und wie heißen sie? Es sind dies Drautz-Able, Fürst zu Hohenlohe, die Weinsberger Weinbau-Lehranstalt und Graf von Neipperg in Schwaigern.

Wein-LiebeDer Wein gehört zu Heilbronn wie das Bier zu München. Und Kenner der edlen Tropfen nennen sich in der Kätchenstadt Weinzähne, Viertelesschlotzer oder schlicht Genießer. Aber wie wird man ein Kenner? Ich meine, indem man Wein trinkt. Die meisten Menschen haben einen natürlichen Geschmackssinn, sagt Michael Broadbent, eine lebende Legende unter Weinkennern. Ein Weinliebhaber muß kein großer Kenner oder Verkoster sein. Es ist nicht notwendig, daß er den Geschmack analysieren kann. Er braucht auch nicht viele Worte über den Wein zu verlieren, den er mag. Um einen Mercedes gut lenken zu können, muß niemand wissen, wie der Motor funktioniert. Eben: genießen sollte man den guten Tropfen, der einem schmeckt. Ob nun Württemberger, Badener oder Rheinpfälzer.

Klammheimlich
Abtauchen tun sie, fragt man nach dem Thema „Feuerwehrabgabe“, die Bürgermeister. Denn bislang war dieser Obulus, den männliche Bürger zu leisten hatten, ja auch wirklich kein Thema. Doch das ist nun anders. Die europäische Rechtssprechung sagt nämlich, daß diese Abgabe doch nicht so ganz rechtens ist. Und was werden die Kommunen machen? Abwarten, bis das Geld für den Unterhalt der Dorffeuerwehren aus einem anderen Zuschußtopf fließt, sagt ein knitzer Schultes.

Geldvergeudung?Man muß sich das mal vorstellen: Da öffnet der gemeinnützige Verein „Kinder Arche“ in Heilbronn eine Kindertagesstätte. 700 000 Mark betragen die gesamten Investitionskosten. Eine private Initiative, die zumindest von der Kostenseite her die Stadt Heilbronn und ihre Anstrengungen sparsam zu haushalten um Längen schlägt. Denn die Kommune steckt derzeit in den Umbau zweier Kindergärten 2,5 beziehungsweise 2,7 Millionen Mark. Die Verantwortlichen bei der Stadt müssen sich schon fragen lassen, woher solch ein gewaltiger Preisunterschied kommt. Und auch die Damen und Herren Gemeinderäte sollten solche Kostenrechnungen etwas genauer unter die Lupe nehmen, besser noch, einen kleinen Nachhilfekurs bei den Machern der „Kinder-Arche“ nehmen.

Lohnend
Der Mann rechnet sich. Untergruppenbach hat seit einigen Wochen einen sogenannten Vollzugsbediensteten. Der Büttel alter Schule stattet Falschparker mit Strafzetteln aus. Denn in Untergruppenbach wird wie vielerorts gerne auf dem Gehsteig geparkt. Fußgänger, Mütter oder Väter mit Kinderwagen, kommen da nicht mehr vorbei. Dem wilden Parken bereitet der Büttel ein Ende. Sehr erfolgreich übrigens, kaum ein Autofahrer aus dem Ort, der noch nicht mit einem Bußgeld bedacht wurde. Das Geld fließt in die Gemeindekasse. Der Mann rechnet sich.

IndustrieparkNun ist es also heraus: Der Industriepark vor dem Neckarsulmer Audi-Werk wackelt. Bad Friedrichshall hat sich aus dem Projekt zurückgezogen. Und man kann es Bürgermeister Peter Knoche nicht mal verdenken. Zu hoch sind die Vorleistungen, welche die Kommune bringen müßte. Vor der Bundestagswahl war dieser Industriepark immer wieder ein Thema für Politiker aller Couleur. Besonders unser Wirtschaftsminister Dieter Spöri (SPD) hat sich wortreich für das Projekt eingesetzt. Bevor die ganze Sache nun endgültig platzt, wäre die einigende Kraft des SPD-Mannes, der sich doch so sehr als Partner der Wirtschaft versteht, gefragt. Übernehmen Sie, Herr Spöri!

Telefonbuch
Ich wollte unlängst unbedingt das Telefonbuch vom Ortsnetz Ludwigsburg. Beim dortigen Postamt habe ich es allerdings nicht abholen und bezahlen können. Telefonisch mußte ich das Buch bestellen, dann die Versandkosten und obendrein noch die Gebühren für die Banküberweisung bezahlen. Unverschämt. Als Grund gibt die Post an, die Postämter hätten kaum überzählige Exemplare. Die könne man nur vom Zentrallager aus verschicken. Service nennt sich das. Zumindest wirbt man ja damit. Doch das dicke Ende kommt noch. Zuständig ist gar nicht die Post, sondern die eigens dafür eingerichtete Tochterfirma „Detemedien“. Die Post meint, sie sei fein heraus. Der Kunde ist König. Oder?

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