Mittwoch, 2. September 2009

Kiliansmännle, 24.08.1994

Top 1000 XLAuch in Heilbronn und im Unterland wurde dem Schwaben-Woodstock heftig zugejubelt - vor allem in den Gazetten. Der Jugendfunk des Südfunks in Stuttgart SDR 3 spielte eine Woche lang die Musik seiner Hörer in seiner Hitparade „Top 1000 XL“. Aus 60.000 Einsendungen, die in vielen Teilen Europas auch von anderen Radiostationen gesammelt wurden, wurde das Pop- und Rockmusik-Programm zusammengestellt. Insgesamt spielte das „Wilde-Süden-Radio“ 1.555 Musiktitel - fortlaufend. Präsentiert von den drei in die Jahre gekommenen SDR-3-Moderatoren Thomas Schmidt, Stefan Siller und Matthias Holtmann. Jugendfunk von Berufsjugendlichen über vierzig. Und da paßte dann auch der erste Platz haarscharf: „Stairway To Heaven“ von den britischen Oldtimern „Led Zeppelin“. Oldie-Turnweltmeister Eberhard Gienger schwebte am Sonntag-Nachmittag mit dem Siegertitel per Fallschirm ein. Bei dieser Greisen-Hitparade wär s‘Kiliansmännle gar nicht aufgefallen - nur mein Kostüm. Da braucht sich niemand zu wundern, wenn die wirkliche Jugend mit dieser Oldie-Jugend nicht viel am Hut hat.

GlotzeKlaus Wagner, Heilbronns Theaterintendant, inszenierte in Warschau eine Wagner-Oper. Die von Richard Wagner, dem aus Bayreuth. Und wenig später flog der Intendant am Großen Theater in Warschau. Nicht wegen Klaus Wagners Inszenierung, sondern weil er das polnische Staatstheater ins provinzielle abrutschen ließ, meinten Kritiker. Bei Sat 1 fliegt am Ende des Jahres Karl Dall mit seiner Blödelshow „Jux und Dallerei“ aus dem Programm. Der Nachfolger für Dall heißt Michael Tasche (38), einst für kurze Zeit Schauspieler in den achtziger Jahren unter Klaus Wagner am Heilbronner Theater. Der Münchner (Ausbildung: Gesang, Tanz, Schauspielerei) hat bereits TV-Erfahrung („Ein Tag wie kein anderer“), soll in der neuen Show seine Studiogäste um mehr als 100.000 Mark spielen lassen. Wenn es ein Erfolg wird, so Sat 1, bekommt Michael Tasche den 20-Uhr-Termin. - Und wenn nicht, wird er Nachfolger von Klaus Wagner. Wer weiß, wer weiß ...

NordenIm Norden Heilbronns gibt‘s eine Straße, die es eigentlich gar nicht gibt: die Friedrich-Ebert-Straße. Dreißig Meter breit führt sie von der Paul-Göbel-Straße zur Neckarsulmer Straße. Bisher aber ohne Asphalt, sondern als Ackerland. Als in Heilbronn noch großzügig ein Alleen-Gürtel um die Innenstadt geplant war, teilweise auch zur Ausführung gelangte (Ost- und Südstraße), da war die Ebert-Straße noch ein schönes Faustpfand in Händen der Stadtverwaltung. Aber die Stadt Heilbronn versäumte es, die Straße rechtzeitig auszubauen. Dafür müssen sich jetzt die Anwohner der Weinsberger Straße mit lauten und mächtigen Verkehrsströmen herumplagen. Und die Bewohner unterhalb des Wartbergs, die setzen sich jetzt schon entschieden gegen den Ausbau der Friedrich-Ebert-Straße zur Wehr. Mit der Begründung aus dem bekannten Sankt-Florians-Prinzip. Die allseits hochgelobte Stadtbahn, die kann ja auch ganz woanders fahren, gell?!

Pfühl
Kennen sie den Pfühlpark im Osten Heilbronns? Ein wunderschönes Gelände mit altem Baumbestand zwischen Schliz- und Jägerhausstraße. Eine grüne Lunge der Stadt, in der sich nahezu alle Bevölkerungsschichten erholen können, vom Kleinkind bis zum Greis. Liegewiesen, Spielplätze, Rosengarten, der sich durch das flache Gelände schlängelnde Bach, all das strahlt Ruhe und Beschaulichkeit aus. Aber seitdem die Landesgartenschau-Pläne für den Pfühlpark gestorben sind, modert er in Teilen auch vor sich hin. Vor allem der sogenannte Pfühlsee, der heute nur noch ein trüber Tümpel ist, in dem sich selbst Enten, Wasserraten und anderes Getier nur mit Mühe noch wohlfühlen können. Wenn mich nicht alles täuscht, ist die Brühe des Sees eine wunderbare Brutstätte für alle möglichen Krankheitskeime. Aber demnächst soll das Gewässer ja saniert werden. Und das kann dank der altbekannten „Heilbronner Planung“ dauern.

FahrplanHeilbronns Verkehrsbetriebe werden 1994 ein Defizit von 12 Millionen Mark einfahren. Jeder Fahrgast, so rechnet die Stadtverwaltung uns Bürgern vor, wird mit einer Mark subventioniert. Und für 1995 ist auch schon eine „moderate Fahrpreiserhöhung“ angekündigt worden. 1993 gab's sogar eine Erhöhung der Fahrgastzahlen: 13,5 Millionen, das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Und um die Zahlen noch steigern zu können, gibt‘s jetzt einen neuen Fahrplan. Aber die Zettel, die an den Bushaltestellen hingen, waren zum Wechsel teilweise verschwunden, sodaß die Benutzer des vielgelobten Heilbronner ÖPNV reichlich verdummt aus der Wäsche schauen mußten. Der Zorn darüber und über andere Mißstände war gewaltig, der sich auf die Verkehrsbetriebe ergoß. Von einigen Bürgern war lautstark zu hören, daß jene Beamte, die den neuen Fahrplan ausgetüftelt haben, wohl kaum täglich Bus in Heilbronn fahren, sondern typische Auto- oder Radfahrer seien.

OrdnungssinnNichts gegen Ordnung, die muß sein. Was aber derzeit so manches Unterländer Bürgermeisteramt verschickt, ist zuviel des Guten. Es geht ums Zurückschneiden von Hecken, Sträuchern oder Bäumen. Da gibt es genaue Vorschriften, wieweit das Grünzeug über die Grundstücksgrenzen auf gemeindeeigenes Terrain reichen darf. Weh dem, der sich nicht an das sogenannte ,,Lichtraumprofil" (Kommunaldeutsch) hält. Der muß stutzen. Die Begründung ist allerdings aberwitzig. Die Pflanzen machten Asphalt und Beton kaputt, heißt es da. Also ich habe da lieber ein Gänseblümchen, das sich nicht an Paragraph 13 des Nachbarrechtsgesetzes hält als einen piekfeinen Teerbelag. Liebe Paragraphenreiter aus dem Bürgermeisteramt, kümmert euch besser um ordentliche Kommunalfinanzen als um die Sträucher und Hecken eurer Mitbürger.

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