Dienstag, 1. September 2009

Kiliansmännle, 27.04.1994

Ganz schön mutigDas könnte Ärger geben: Karl Heinz Hirsch, Geschäftsfüh­rer des Württembergischen Weinbauverbandes hat sich kürzlich mit dem Thema ,,Prämierungen, Vergabe von Auszeichnungen und Klassifikationen in der Weinbranche" auseinandergesetzt. Hirsch griff in einem Artikel für die Zeitschrift ,,Rebe und Wein" einen Weinfachmann an, nämlich ,,den selbsternannten Weinpapst Rudolf Knoll mit seinen Wettbewerben", wie Hirsch schreibt. Der Weinbau­verband-Geschäftsführer behauptet, ,,die Anonymität der Verkostung war und ist bei Knoll nicht gewährleistet." Nun ist Knoll nicht irgendwer, sondern er bedient mit der Zei­tung ,,Vinum" einen fachkundigen Leserkreis der Wein­liebhaber. Hirsch wirft Knoll im Artikel weiter vor, daß Knoll ,,nicht zurückschreckt, selbst fingierte Leserbriefe in der ,Flaschenpost` von Vinum zu veröffentlichen, die dort niemals eingegangen sind, wenn es um die Verunglimpfung seriöser Veranstalter von Prämierungen geht." Ich meine, das ist starker Tobak Herr Hirsch. Bleibt zu hoffen, daß Sie diese Vorwürfe belegen können, sonst wird Ihnen Herr Knoll wohl auf die Pelle rücken.

Reiner WeinWeinprämierungen haben es eben in sich. Es geht grund­sätzlich um Gold, Silber oder Bronze. Mit diesen Plaketten machen viele Genossenschaften immer noch Staat. Für den Käufer soll die Preismünze Anreiz zum Kauf des Weines sein. Mancher Wengerter möchte von Prämierungen freilich nichts wissen. Mir sagte unlängst einer: ,,Wissen Sie, ich schenke Ihnen reinen Wein ein. Die Preismünzen wirken eher bieder und schrecken unsere Kundschaft ab."

Revision Erinnern Sie sich noch an den sogenannten Heilbronner ,,Pinkelprozeß". Drei Heilbronner Polizeibeamte hatten eine Frau sexuell belästigt und waren vor dem Landgericht ver­urteilt worden. Der Anwalt der Polizisten zeigte damals gar kein Verständnis für das Urteil und kündigte Revision an. Dies ist jetzt geschehen. Ob das freilich etwas für die Poli­zisten ändern wird, die vom Dienst suspendiert wurden ist fraglich. Zurückkehren in den Dienst der Heilbronner Schutzpolizei werden sie wohl nicht.

Toller VerkaufWie alle Jahre wieder läuft der Kartenvorverkauf der Burg­festspiele Jagsthausen hervorragend. Rund 40 000 der ins­gesamt 67 000 Billets für den ,,Götz" sind bereits verkauft. Wie warme Semmeln gehen auch die Karten für das Musi­cal ,,Anatevka" weg. Weniger gut läuft ,,Was Ihr wollt". Gefragt ist das Kinderstück ,,Aladin und die Wunder­lampe". Noch eine frohe Kunde für die Verantwortlichen der Festspiele: Der Landeszuschuß von etwa 350 000 Mark bleibt bestehen - trotz leerer Kassen allerorten. - Erschüt­ternd dagegen das Schicksal von Albert Feinauer. Der große alte Macher und Kassenwart der Burgfestspiele ist sehr krank. Stellvertretend für ihn führt Jagsthausens Bür­germeister Roland Halter die Geschäfte.

Abgeschmiert Bei der Bundestagswahl am 16. Oktober hat jeder von uns wahlberechtigten Bürgern zwei Stimmen. Dabei ist die Zweitstimme von entscheidendem Gewicht. Damit wird die Zusammensetzung des Parlaments in Bonn gewählt. Und letztlich heißt das: mit der Zweitstimme wird der Bundes­kanzler gewählt. Grob gerechnet. Die Erststimme zählt nur für den Wahlkreis. Das heißt: gewählt ist, wer die relative Mehrheit der Stimmen erhalten hat. Aus Erfahrung wissen wir: bei den Erststimmen entscheiden sich die Wähler zwi­schen dem CDU- oder SPD-Kandidaten. Nur die haben Chancen, über die Erststimme in den Bundestag zu kom­men. Seit 1976 heißt der Wahlkreisabgeordnete im Unter­land Egon Susset (CDU). Peter Alltschekow von der SPD muß Susset den Wahlkreis abnehmen, um in den Bundestag einzuziehen. Wäre dem so, dürfte Susset trotzdem im Bun­destag bleiben. Denn er ist auf CDU-Landesliste abgesi­chert. Alltschekows Name dagegen fehlt auf der SPD-Lan­desliste. Und am Wochenende wurde klar: auch Korinna Theilacker (Grüne) kann nur im Wahlkreis Heilbronn ge­winnen. Auf der grünen Landesliste hat sie keinen sicheren Platz erhalten.

AufschwungDie Industriemesse in Hannover, die dieser Tage zu Ende geht, ist Konjunkturbarometer für die Wirtschaft in Deutschland. Und die Messe hat einmal wieder Glück ge­habt. Mit den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings kamen auch erste Boten des wirtschaftlichen Aufschwungs. Nach der Messe in Moll im vergangenen Jahr sind jetzt Töne in Dur von den Beobachtern ausgemacht worden. Auch die IHK Heilbronn meldet von der heimischen Wirtschaftsfront angenehmere Töne. Umsatzplus in der Region beim verar­beitenden Gewerbe 3,6 Prozent in der ersten beiden Mona­ten. Exportplus 13,5 Prozent. Ein Minus von 7,2 Prozent allerdings gab‘s bei den Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe. Zarte Keime für den Aufschwung, die hoffentlich nicht zertreten werden.

GaspreiseNicht gerade mit Ruhm bekleckert hat sich Gemeinderat und Verwaltung der Stadt Heilbronn beim Gerangel um die Gaspreise. Als am 8. November 1993 die Gasgrundpreise im Heilbronner Gemeinderat diskutiert und eine Erhöhung auf Vorschlag der Verwaltung beschlossen wurde, da sah ich viele, die heute so vehement protestieren, brav das Händchen heben. Nur Artur Kübler, Stadtrat der CDU, mahnte damals heftig. Und zufrieden konnte er jetzt im Gemeinderat feststellen: “Erstmals seit vielen Jahren ist es uns nun gelungen, das Heilbronner Gaspreisniveau auf den Landesdurchschnitt abzusenken.“ - Grüne, SPD, Freie Wähler sind heute auch seiner Ansicht. Die Kommunalwahl am 12. Juni läßt grüßen.

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