Dienstag, 1. September 2009

Kiliansmännle, 18.05.1994

Weg mit dem Zaun!Zäune sind dazu da, daß sie etwas abgrenzen, ungebetene Gäste vom Betreten eines Grundstücks abhalten, Anspruch auf Eigentum deutlich machen. Der längste Zaun der Welt - die Grenze zwischen West- und Ostdeutschland ist be­kanntlich weg. Gut so. Doch, als ich am vergangenen Wo­chenende einen Spaziergang entlang der Heilbronner Wald­heide gemacht habe, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Zwar sind die meisten Betonbauten und Bunker der längst abgezogenen US-Soldaten geschliffen und dem Erdboden gleichgemacht, aber nach wie vor ist das Gelände von einem Zaun umgeben. Übrigens kein harmloser Ma­schendrahtzaun, sondern scharfkantiger Nato-Stacheldraht. Mag einer sagen, man müsse die Asylbewerber schützen, doch das ist Quatsch, denn jeder Eindringling kommt pro­blemlos durchs Tor aufs Waldheide-Areal. Also was soll der Zaun? Weg damit, denn die Waldheide muß wieder für alle als Naherholungsgelände genutzt werden dürfen!

Image IOh, oh, Harry Mergel, wenn das diesjährige Gaffenberg-Festival nicht womöglich ein Eigentor in Sachen Eigenwer­bung fürs Kulturbürgermeisteramt wird. Groß hat der Heil­bronner SPD-Stadtrat Mergel und Mitinitiator der Heilbron­ner Kulturtage auf dem Gaffenberg die Werbetrommel für das Festival gerührt. Mit Erfolg, das Fest wird mittlerweile landesweit beachtet. Was dem Kartenvorverkauf angeht, haben sich die Organisatoren aber eher provinziell verhal­ten. Nur wenige, die an den Vorverkaufsstellen anstanden, bekamen tatsächlich eine Karte. Viele Leute waren verär­gert. Daran sind die Kulturtage-Macher zu einem gut Teil mit Schuld. Laut höre ich die Versicherungen von Mergel und Co. noch in den Ohren klingen, beim nächsten Karten­vorverkauf werde alles gerechter zugehen. Allerdings war das im vergangenen Jahr. Denn der Ärger um die Gaffen­berg-Karten ist ja kein Ereignis des Jahres 1994. So was kratzt schon mal am Image, besonders, wenn man wie Mergel aufs Amt des Kultur-Schultes schielt.

Image IIUnd auch für die Sponsoren des Gaffenberg-Festivals geht es ums Image. Ich glaube nicht, daß es denen recht ist, wenn sie jetzt immer wieder im Zusammenhang mit Nega­tivschlagzeilen über den mißglückten Kartenvorverkauf in Verbindung gebracht werden. Vielleicht sollte man den Kulturtage-Managern nicht nur finanziell, sondern auch or­ganisatorisch unter die Arme greifen. Mergel selber hat ja dazu aufgefordert. Für Verbesserungsvorschläge sei man immer offen, meinte der Jungpolitiker.

Parkplatz-Ärgernis
Parkraum in Heilbronns Innenstadt ist knapp. Das ist nichts neues. Und bestimmt ist es besser, wenn öffentliche Ver­kehrsmittel benutzt werden. Aber viele junge Leute, die aus den umliegenden Orten einen netten Abend in Heilbronn verbringen wollen, müssen nun eben mit dem Auto fahren, weil die Busverbindungen zu schlecht sind. Schwierig wird es freilich in der Nähe der Kinos neben der Heilbronner Stimme einen Parkplatz zu finden. Immer wieder kreisen die Autofahrer auf der Suche nach einem Parkplatz um das Viertel an der Wollhausstraße. Dabei gäbe es durchaus Parkraum, nämlich hinter der Kreissparkasse und an der Ecke Wollhausstraße/Uhlandstraße. Doch die sind des Nachts geschlossen - schade.

Aufschwung IEin Arbeitskreis Wirtschaftsraum Heilbronn soll versuchen, das Unterland attraktiv als Wirtschaftsstandort erscheinen zu lassen. Jetzt sind IHK und Handwerkskammer ausge­stiegen. Und die Stadt Heilbronn gleich hinterher. Jetzt hat der Heilbronner Gemeinderat entschieden: bis zum 30 Juni soll die Verwaltung den 40 Stadträten einen Vertragsent­wurf kommunale Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Raum Heilbronn vorlegen. Eine schallende Ohrfeige für den OB, der diesmal offensichtlich zu schnell in die falsche Richtung gebrüllt hatte.

Aufschwung II
Wenn‘s um Ansiedlung von Industrie und Handwerk geht, dann gibt‘s heute schon mehr als genug Beratung - nicht nur im Raum Heilbronn, sondern in der gesamten Re­gion. Und die Gemeinden liegen bei der Gewerbe- und Indu­strieansiedlungspolitik im gesunden Wettstreit miteinander. Impulse sind jetzt gefragt. Und die kommen für die Wirt­schaft selten aus Amtsstuben. Im Gegenteil: von dort wird oft entscheidend behindert.

Aufschwung IIIBei der Industriemesse in Hannover, die ja Konjunkturba­rometer für die Wirtschaft in Deutschland ist, stand das Glück in diesem Jahr Pate. Mit den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings kamen auch erste Boten des wirtschaftlichen Aufschwungs. Nach der Messe in Moll im vergangenen Jahr sind jetzt Töne in Dur von vielen Beobachtern ausge­macht worden. Auch die IHK Heilbronn meldet von der heimischen Wirtschaftsfront angenehme Töne. Umsatzplus in der Region beim verarbeitenden Gewerbe 3,6 Prozent in der ersten beiden Monaten. Exportplus 13,5 Prozent. Ein Minus von 7,2 Prozent aller­dings gab‘s bei den Beschäftig­ten im verarbeitenden Ge­werbe. Zarte Keime für den Auf­schwung, die hoffentlich nicht durch übermäßige Abgaben­belastungen von Bürokra­ten in deutschen Parlamenten und Amtsstuben zertreten werden.

Mammut-Erdnüsse
Geld regiert die Welt. Wer wollte das bestreiten. Aber eben nicht nur Geld. Das wissen all jene, die welches haben. Da muß es noch etwas anderes geben, gell! Aber Spaß zur Seite. Es ist ernst genug. Der Bauspekulant Dr. Jürgen Schneider aus Frankfurt hat die Deutsche Bank geleimt. Jetzt wird mit Millionen- und Milliardenbeträgen so heftig jongliert, daß unsereinem nur schwindelig wird. Viel sei es ja nicht gewesen, meint die Bank. „Peanuts“ eben. Aber was für welche! Mammuterdnüsse. Was die Deutsche Bank bundesweit ist, das dürfte die Dresdner Bank in Heilbronn sein. Hat sie doch dank eines Betrügers namens Claus Müller-Puch ordentlich Geld verloren. Schadenshöhe: so um die sechs Millionen. Und bisher wurde keine Anzeige erstattet. Jetzt ist der Mann, bei dem das C im Klaus ebenso erlogen wie der Puch beim Müller war, zu sechs Jahren verknackt worden. Aber das Gericht war nahe dran, auch den Bankmanager wegen Beihilfe zum Betrug heranzuzie­hen. Und ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt sich völlig un­geniert. Meint Wilhelm Busch. Hoffentlich nicht auch die Dresdner Bank in Heilbronn, trotz ihres Pechs mit den letz­ten beiden Direktoren.

Sexuell Wissen Sie was sexuelle Belästigung ist? Wenn ich von meinem Turm steigen würde und mich in meiner Lands­knechtstracht auf den Heilbronner Straßen zeigen würde. Denn wie es so Sitte war in meiner Jugend, so trage ich heute noch das Geschlechtsteil herausgehoben in der Hose. Renaissance eben. Aber eigentlich müßte mich die Stadt neu behauen lassen. Denn in ihren Richtlinien ist zu lesen, daß sexuelle Belästigung „jedes geschlechtsbezogene, diskri­minierende verbale oder nichtverbale Verhalten“ sei. Also nicht nur der direkte körperliche Übergriff, sondern „auch der lästige Herrenwitz, das laszive Playmate im Bü­roschrank, Bemerkungen über das eigene Intimleben und das Intimleben Dritter“. Und das alles ist fein säuberlich in einer Dienstvereinbarung festgelegt. Darunter ist selbstver­ständlich auch das besondere Hervorheben der sekundären und primären Geschlechtsmerkmale zu verstehen. Also Frauen aufgepaßt: wer sich nuttig schminkt, kleidet und bewegt ist eine sexuelle Belästigung für den Mann. Und umgekehrt.

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