Donnerstag, 3. September 2009

Kiliansmännle, 30.11.1994

Drama: Heilbronn
Das wohlbekannte „große historische Ritterschauspiel in fünf Akten“, das den Ort Heilbronn im Titel führt, wurde am 17. März 1810 in Wien erstmals aufgeführt. Heinrich von Kleist nannte sein Drama „Das Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe“. Mit dem Neckarstädtchen Heilbronn hat das Stück historisch soviel zu tun wie „Der zerbrochne Krug“ mit Holland. Aber das romantische Märchenspiel, das „an verschiedenen Orten in Schwaben“ im „Mittelalter“ spielt, brachte Gestalten auf die Bühne, die zum Miterleben und Mitleiden anregten - und dazu noch eine ungemein farbige Umwelt, die mit feiner Ironie und gelegentlich mit Parodie geschildert wird. Ein Theaterstück mit Weltruhm ist daraus geworden. - Am 26. November 1994 wurde auf der Bühne des Heilbronner Stadttheaters ein neues Stück über Heilbronn premierenreif auf die Bretter gesetzt. Irina Liebmanns Märchen „Der Weg zum Bahnhof“ sollte etwas über die Nachkriegszeit, das Verarbeiten des 4. Dezember 1944 erzählen. Viele honorige Bürger waren erschienen, um „ihr Heilbronn“ dramatisch verdichtet wiederzufinden. Die einen meinten nach der Premiere, das Stück sei ein Flop, die anderen sprachen von „einer mehrfach gebrochenen Assoziationskette subjektiver Bilder“. Ich meine von meinem steinernen Turm herab: das war ein verschenkter Theaterabend, den man besser vergißt. Unvergessen aber bleibt mein Käthchen - Du „wahres Wunder an Kraft, Anmut und farbiger Volkstümlichkeit“. Sagte einst Gerhart Hauptmann.

HasenmahlIm Januar 1995 sollte das schon seit Jahrhunderten gepflegte Hasenmahl der Stadt Heilbronn mal wieder im Ratskeller stattfinden. Aber die schlechte finanzielle Lage der Stadt, der Streit um den Haushalt 1995 hat den Oberbürgermeister Dr. Manfred Weinmann dazu veranlaßt, das Honoratioren-Essen schlichtweg abzusagen. Die Sozialdemokraten, an der Spitze ihr Fraktionsvorsitzender Friedrich Niethammer, waren ohnehin dafür. Die Christdemokraten beeilten sich dem Entschluß des OBs zurückhaltend beizupflichten. Heilbronn mit seinen wenigen Stadttraditionen hat sich damit, so sehe ich das von meinem Turm herab, einen Bärendienst erwiesen. Gerade in Zeiten der finanziellen Engpässe sollte mit ein wenig Phantasie Gemeinsamkeit, Geselligkeit festlich gepflegt werden. Warum das Kind gleich mit dem Bade ausschütten? Viel sinnvoller wäre es doch gewesen, das traditionelle Hasenmahl stattfinden zu lassen und jedem der Eingeladenen rund hundert Mark abzuverlangen. Davon hätte man lässig das Mahl berappen können, den Wein hätte eine Genossenschaft gespendet und der Rest des Geldes wäre einer sozialen Einrichtung zugeflossen. Und die Tradition? Die hätte im neuen Gewande in ihrem Kern eine frische, zeitgemäße Pflege erhalten. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bis zum Januar fließt noch viel Wasser den Neckar herunter.

IHK-Chef
Bis zum Jahre 1996 amtiert in der Industrie- und Handelskammer Heilbronn noch als Hauptgeschäftsführer Dr. Horst Schmalz. In knapp zwei Jahren wird er mit 65 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger aber steht schon fest: der fünfzigjährige Heinrich Metzger, heute noch Leitender Geschäftsführer der Bezirkskammer Ludwigsburg bei der IHK Stuttgart. Schon zum 1. Oktober 1995 wird er zur Heilbronner IHK wechseln, um sich auf die Nachfolge von Dr. Schmalz in Ruhe vorbereiten zu können. Die Vollversammlung der IHK Heilbronn wählte in der letzten Woche im ersten Wahlgang den einzigen Bewerber Heinrich Metzger aus Ludwigsburg mit Zweidrittelmehrheit. Die Weichen sind also frühzeitig und ohne Ausschreibung des Amtes gestellt. Überraschend kam diese klare Personalentscheidung für die Region Franken schon. Zumal es ja auch noch den stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Professor Dr. Klaus Kniep in Heilbronn gibt. Auch dem IHK-Geschäftsführer Harald Augenstein hatten Auguren Chancen eingeräumt. Aber letztendlich gab's keine Kandidaturen aus der Heilbronner IHK. Eine Kammer-Politik des IHK-Präsidenten Otto Christ, die ohne Querelen deutlich vom Erfolg gesegnet ist.

Immer im Bild
Es ist doch immer das gleiche: Steht in irgendeiner Gemeinde die Wiederwahl des Bürgermeisters an, so kann man sicher sein, daß der betreffende Schultes sich etwa ein dreiviertel Jahr vor dem Wahltermin bei Ehrungen, Vereinsfesten, goldenen Hochzeiten und und und sehen läßt. Ist dann auch noch ein Fotograf der Lokalzeitung da, umso besser. Billiger kann man die Wahlwerbung nicht bekommen. Was unlängst freilich Abstatts Gemeindeoberhaupt Rüdiger Braun in den Ortsnachrichten der Kommune brachte, sprengt jedoch beinahe den Rahmen. Da erhält der neue Kindergarten der Gemeinde - ein mehrere hunderttausend Mark teures Projekt - eine Spende. Wer jetzt an einen dicken Scheck denkt, hat sich getäuscht. Es ist eine Uhr, die auf dem Bild aussieht wie eine Küchenuhr. Doch dem Schultes graust es vor nichts: Er stellt sich zur Uhr und ist damit wieder mal im Bilde.

WeinzähneWenn es um den Weinbau in Württemberg geht, sind wir Unterländer immer ganz vorne dabei. Ein großes Verbrauchermagazin stellt alljährlich die Liste der einhundert besten deutschen Weine zusammen. Wer auf diese Liste kommt, kann sich „von“ heißen. Diesmal konnten nur vier württembergische Weinmacher das begehrte Gütesiegel ergattern: Drautz-Able aus Heilbronn, die Weinsberger Weinbau-Lehranstalt, Graf Neipperg aus Schwaigern und der Fürst zu Hohenlohe. Nicht vertreten ist erstaunlicherweise Graf Adelmann.

Büttel
Der Mann rechnet sich. Untergruppenbach hat seit einigen Wochen einen sogenannten Vollzugsbediensteten. Der Büttel alter Schule stattet Falschparker mit Strafzetteln aus. Denn in Untergruppenbach wird wie vielerorts gerne auf dem Gehsteig geparkt. Fußgänger, Mütter oder Väter mit Kinderwagen, kommen da nicht mehr vorbei. Dem wilden Parken bereitet der Büttel ein Ende. Sehr erfolgreich übrigens, kaum ein Autofahrer aus dem Ort, der noch nicht mit einem Bußgeld bedacht wurde. Das Geld fließt in die Gemeindekasse. Der Mann rechnet sich.

Schlechte LuftBad Wimpfens Bürgermeister Brechter ist nicht zu beneiden. Rund 20 000 Autos täglich rattern durch die Kurstadt. Die Luft wird schlechter. Es droht die Aberkennung des Kurstatus. Die Misere hat ihre Ursachen in der Vergangenheit. Denn da versäumte es ein Bürgermeister Klaus Czernuska, heute Landrat von Heilbronn, für eine Umgehungsstraße in Bad Wimpfen zu sorgen. Brechter muß sich nun mit den Protesten der Bürger rumschlagen. Geld vom Land wird er nicht erhoffen können. Denn da wurde ja kürzlich die Ausgabensperre verhängt.

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