Donnerstag, 3. September 2009

Kiliansmännle, 28.12.1994

1995
Das Jahr 1994 ist in wenigen Tagen zu Ende. Manche von Ihnen werden sagen: in wenigen Stunden. Sei es drum. Egal wie man rechnet, es wird ein Abschluß gemacht. Und dann? Geht es danach weiter wie zuvor auch? Ja, in den meisten Fällen. Gottseidank. Es wäre ja schlimm, wenn sich nach jedem Jahreswechsel alles ändern würde. Es verändert sich beim Wechsel von 1994 zu 1995 ohnehin schon zuviel. Neue Steuern, neue Abgaben - das alles wird uns Bürger belasten. Aber eins bleibt: das Männle auf dem Turm der Kilianskirche. Und wie werde ich Sie, die Leser des Neckar-Express, durch das neue Jahr 1995 begleiten? Ich meine, so wie im Jahr 1994. Ganz ohne Versprechen und neue Belastungen. Und deshalb: Ihnen allen vielen Dank fürs aufmerksame Lesen und die zahlreichen Zuschriften. Und vor allem: ein glückliches, zufriedenes und friedvolles 1995.

Das war's
Weihnachten vorüber! - Vollzugsmeldung. Keine besonderen Vorkommnisse. Da frage ich mich folgerichtig auf dem Turm: warum die Hektik, der heuer kleine Kaufrausch in den letzten Tagen vor dem Fest? Aber sofort stellt sich die Antwort ein: weil's jedes Jahr so ist, weil das Fest Tradition hat, weil man es so macht - und weil's doch so schön ist. Vorfreude ist eben die schönste Freude. Weihnachten dann - das Fest der Familie und der Liebe? „Naja“, kann ich da nur murmeln. Familie stimmt schon. Aber mit der Liebe ist es meistens so wie das ganze Jahr über. Mit der intensiven Zuneigung zu den Sachen mag's schon seine Richtigkeit haben. Das weisen die vielen Geschenke aus - und die Lust der überaus zahlreichen raffinierten Diebe auf die teuren Wertgegenstände ihrer Mitmenschen. Jeder will halt seinen Teil am Glück haben. Ob nun rechtmäßig oder als Verbrecher. Das wird offensichtlich so bleiben bis ans Ende der Tage. Trotz aller Justiz und Polizei.

Rosige Aussichten?Und mit viel Getöse, frommer Worte und Lichterzauber geht es ins nächste Jahr. Was 1995 fürs Unterland bringen wird, hängt größtenteils von den Menschen ab, die dort leben und arbeiten. Arbeiten? Nicht alle hier haben Arbeit. Viele stehen auf der Straße, obwohl sie durchaus arbeitswillig sind. Deswegen kann ich nur zu gut den Zorn und die Empörung der hiesigen Gewerkschafter und Arbeitnehmervertreter verstehen, als sie vor wenigen Tagen die Pläne der Arbeitgeber-Dachorganistaion zur Kenntnis nehmen mußten. Deren Präsident will, daß Krankheitstage aufs Urlaubsgeld angerechnet werden. Seine Kollegen, wie beispielsweise der auch in Heilbronner Arbeitgeberkreisen sehr geschätzte Künzelsauer Unternehmer Reinhold Würth, sind da schlauer. Sie motivieren ihre Mitarbeiter über Prämien und Zulagen zu mehr Engagement. Und diese Methode bewährt sich. Bei Würth wurde auch in den Krisenzeiten zugepackt und nicht resigniert.

Radio-LandschaftGelegentlich steige ich von meinem Turm herab, setze mich ins Auto und fahre durch die schöne Landschaft unserer Region. Aber wenn ich dann hören will, was es an Neuigkeiten so gibt im Ländle und auf der Welt, ja - dann kriege ich kräftig was auf die Ohren. Beim Südfunk und seinen vier Hörfunk-Programmen geht‘s einmal auf, dann wieder ab. Das heißt: in manchen Gebieten der Region Franken empfange ich Südfunk 1, 2, 3 oder 4 - und in anderen sind sie eben nicht oder nur schlecht empfangbar vorhanden. Obwohl ich ja meine Rundfunkgebühren brav zahle, darf ich meinen angestammten Heimatsender nicht mal in Baden Württemberg allüberall hören. Und die privaten Sender? Da ist ein schlimmes Durcheinander festzustellen. Da gibt‘s zum Beispiel jetzt den Sender „Antenne“. Dort, wo bisher Radio Regional zu hören war (Frequenz 100,1), ist neuerdings der Bereichssender „Antenne Stuttgart“ zu hören. Fahre ich aber im Gäu herum, suche mir einen Sender aus und weiß nicht, welcher das ist, sagt mir meine RDS-Anzeige: Du hörst „Antenne“. Und der Sprecher erzählt mir dann entweder, Du hörst „Antenne Bayern“ oder „Antenne Stuttgart“. Beide haben die gleiche RDS-Kennzeichnung im Radio - lustig, gell, liebe Telekom. Und bei dem neuen Lokalsender Radio-TON-Regional kommt's noch dicker. Höre ich in Heilbronn auf der 103,2 das Programm aus dem Heilbronner Studio, schaltet sich bei der Reise durch die Region mein Radio dank RDS auf die 103,5 aus Bad Mergentheim. Und dann höre ich abwechselnd - ganz nach Bodenbeschaffenheit - diese oder jene Musik, auf jeden Fall durchaus unterschiedliche beim gleichen Sender. Ja, so ist das halt - mit meiner haltlosen Heimatliebe auf dem Turm zu den Heimatsendern.

Justiz-FallEigentlich sollte man es unter dem Stichwort „Kurios“ ablegen. Das, was in Heilbronn zwischen dem Leitenden Oberstaatsanwalt Dietz und seinem Kontrahenten in der Tageszeitung Gerd Kempf abgeht. Aber das Gerangel zwischen Redakteur und Staatsanwalt - das erinnert ein wenig an den Roman und Theaterschwank „Der Maulkorb“ - nach Heinrich Spoerl. Da scheint ja auch die bürgerliche Weltordnung durch eine unerhörte Missetat beinahe zum Einsturz zu geraten. Dabei ist alles nur ein „Mißverständnis“. In Heilbronn jedoch scheint es keines zu sein. Denn seit Wochen beschäftigen sich die Zeitung, Landtagsabgeordnete, Generalstaatsanwalt und das Heilbronner Stadtgespräch mit dem Fall, der zum „Fall Dietz“ hochstilisiert ist. Und der Hintergrund? Der Staatsanwalt hält den Reporter für nicht kompetent. Und die Zeitung den Leitenden Staatsanwalt in Heilbronn offenbar auch nicht. Zumindest, was die Achtung und Wahrung der Pressefreiheit angeht. Die Noten sind ausgetauscht. Jetzt geht's um die Folgen. Nicht alles, was in der Presse steht, ist wahr. Das ist sicher absolut richtig. Und nicht alles, was vor Gericht verhandelt und abgeurteilt wird, mag der Justiz zur Ehre gereichen. Siehe Deckert-Urteil. Aber es menschelt halt überall, wo Menschen sich aufplustern. Darum meine Bitte: tiefer hängen. Es gereicht der „Fall Dietz“ der Stadt Heilbronn und seiner Justiz, geschweige denn der Presse nicht zur Ehre. Der demokratische Staat wankt nicht in seinen Grundfesten, wenn man sich darauf einigt, künftig „fair, sachlich und informativ“ miteinander umzugehen.

Rücken zur WandDie Polizei - ja, die hat derzeit einen wahrlich schweren Stand im Stadt- und Landkreis Heilbronn. Denn vergangene Woche habe ich mich zu früh gefreut. Eigentlich dachte ich ja, die Ordnungshüter sind endlich den Gaunern, die seit Monaten mit ihre Einbrüchen das Unterland unsicher machen, auf die Spur gekommen.. Weit gefehlt, die Diebesserie geht weiter.

Unter Dach und Fach
Na also, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft ist unter Dach und Fach. Nun darf man gespannt sein, wie die Herren Bürgermeister, denn die haben in dem Gremium ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, Heilbronn und die umliegenden Gemeinden vorwärtsbringen. Konkurrenz zur Industrie- und Handelskammer darf es nicht geben. Aber die kümmert sich ja auch besonders um die Region Franken.

Zu lasch?
Jetzt endlich wird die Polizei in Sachen Kurdische Arbeiterpartei (PKK) aktiv. In den letzten Wochen durchsuchte sie Wohnungen und Vereinsheime. Auch in der Heilbronner Uhlandstraße wurden die Beamten fündig. Aber warum erst jetzt? Schon lange steht fest, daß Deutschland von radikalen und manchmal auch kriminellen Ausländerorganisationen als „Ruheraum“ mißbraucht wird. Leider auch öfters unter dem Deckmäntelchen des Asylgesuchs. Bislang haben sich die Behörden zurückgehalten - auch in Heilbronn. Zeit, daß endlich bestehende Gesetze angewandt werden. Denn die PKK wurde im März dieses Jahres rechtskräftig verboten.

UnverständlichIch als steinernes Männle darf als Mensch wie Du und ich Auto fahren. Und Vater Staat kassiert natürlich jedes Jahr die Kraftfahrzeugsteuer. Jetzt habe ich einen Brief vom Heilbronner Finanzamt bekommen, in dem ich darauf aufmerksam gemacht werde, daß bald meine Kraftfahrzeugsteuer fällig wird. Doch nun kommt´s: Die vom Finanzamt sagen mir nicht, wieviel ich berappen muß. Das sei zu teuer. Nicht zu teuer ist aber eine Einzugsermächtigung, die das Finanzamt gleich auf dem Briefle mitgeschickt hat. Da versteh einer die Welt noch.

Büttel
Der Mann rechnet sich. Untergruppenbach hat seit einigen Wochen einen sogenannten Vollzugsbediensteten. Der Büttel alter Schule stattet Falschparker mit Strafzetteln aus. Denn in Untergruppenbach wird wie vielerorts gerne auf dem Gehsteig geparkt. Fußgänger, Mütter oder Väter mit Kinderwagen, kommen da nicht mehr vorbei. Dem wilden Parken bereitet der Büttel ein Ende. Sehr erfolgreich übrigens, kaum ein Autofahrer aus dem Ort, der noch nicht mit einem Bußgeld bedacht wurde. Das Geld fließt in die Gemeindekasse. Der Mann rechnet sich.

Nett, nett
Na, das ist doch mal nett. Da verkünden die Unterländer Zahnärzte, daß sie ihre Patienten garantiert behandeln, also den Honorarstreit nicht auf dem Rücken der Patienten austragen wollen. Das wäre ja auch noch schöner. Die Zahnärzte müssen sich wie alle Bürgerinnen und Bürger daran gewöhnen, daß die fetten Jahre vorbei sind. Warum soll ein Zahnarzt nicht auch Einkommensbußen verzeichnen müssen? Und zeige mir mal einer den Dentisten, der am Existenzminimum herumkrebst.

Kiliansmännle, 21.12.1994

Heilig
Am Samstagmittag hat das Gerenne und Gehetze sein Ende. Nichts geht mehr. Die Geschäfte haben geschlossen. Alles bereitet sich auf den Heiligen Abend 1994 vor. Am Nachmittag müssen die Kinder versorgt werden - entweder mit einem ausdauernden Spaziergang, einem Kinobesuch oder anderen unterhaltsamen Ablenkungsmanövern. Bis zum Abendbrot und der anschließenden Bescherung - oder umgekehrt. Dieser Tag ist so recht ein Tag der Kleinen. Und die Erwachsenen? Die müssen das Fest richten - kochen, putzen, waschen, herrichten, sodaß alles heimelig und angemessen weihnachtlich wirkt. Und jene, die keine Kinder haben? Die können in Heilbronn ausgehen. Viele Kneipen und Gaststätten haben geöffnet, Treffs und Anlaufpunkte für Alleinstehende sind heuer in Vielzahl vorhanden. Na dann - ein fröhliches Weihnachten 1994.

Schmiererei
Unter uns Zweibeinern gibt es schon richtige Ferkel! Kennen Sie das Finanzamt Heilbronn? Genau gegenüber wurde ein kleiner Kinderspielplatz gebaut. Die Anlage erweckt den Eindruck, als ob sie kein besonders billiges Vergnügen gewesen sei. Wenn die Pflanzen dort etwas größer sind, entsteht da ein kleiner Park. Doch Dreckfinken gibt es eben immer und überall. Denn die Mauern rund um den Spielplatz wurden mit schwachsinnigen Sprüchen vollgesprüht. Einige dümmliche Schmierereien zieren das ganze Machwerk. Der Steuerzahler ist der Dumme. Denn erstens hat er den sicherlich sinnvollen Bau des Platzes bezahlt und zweitens muß er nun wieder für die Beseitigung der Schäden geradestehen. Deswegen, wer solche Schwachköpfe (Sprayer) bei ihrer Arbeit sieht, sollte sich ruhig vertrauensvoll an die Polizei wenden.

JagsthausenDie Burgfestspiele in Jagsthausen haben nach dem plötzlichen Tod ihres Chefs Götz Freiherr von Berlichingen jetzt die Nachfolge geregelt. Erstmals in der Geschichte der Freilichtspiele wird eine Chefin die Geschicke leiten: Alexandra Freifrau von Berlichingen. Denn das Haus Berlichingen und die Burgfestspiele sind eins, ließ die Witwe von Götz von Berlichingen verlauten. Ihr zur Seite steht als Nachfolger von Roman Herzog, dem Bundespräsidenten, beim Vorsitz des 300 Mitglieder starken Freundeskreises der Burgfestspiele, der Künzelsauer Schraubenmilliardär Reinhold Würth. Ein weit über die Landesgrenzen hinaus bekannter Mäzen der schönen Künste. Und da alles neu ist, gibt‘s für das Spieljahr 1995 im Burghof auch einen frischen künstlerischen Leiter, den schon bekannten Arnold Petersen. Und auch der Götz-Darsteller 1995 steht schon fest: Dietz-Werner Steck vom Stuttgarter Staatstheater, dem breiten Publikum mehr als Tatortkommissar Bienzle aus dem Fernsehen bekannt, wird im 46. Spieljahr den kernigen Ritter mit der eisernen Hand mimen. Premiere: 22. Juni 1995. "Er aber sag's ihm ..."

Stadt-Kultur
Erstmals seit dreißig Jahren wird der deutsche Einzelhandel in diesem Jahr den Vorjahresumsatz nicht erreichen. Der Einzelhandel wird in den alten Bundesländern mit 616 Milliarden Mark den Vorjahreswert um 8 Milliarden Mark oder 1,3 Prozent unterschreiten. Sagte im Dezember 1994 die BAG (Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels). Der Verbraucher gibt mehr Geld für Wohnung und Urlaub aus. Und da er weniger hat, muß er an anderen Stellen sparen. Aber neben der schlechten Konjunktur macht dem Einzelhandel zunehmend die Bedrohung des Wirtschaftsstandortes „Innenstadt“ zu schaffen. Die geplanten Beschränkungen des Autoverkehrs auch in der Stadt, die steigende Kriminalität, die Verschmutzung der Innenstädte und die verschärften Bauauflagen machen die Stadtzentren zunehmend unattraktiv. Nutznießer sind die Anbieter auf der grünen Wiese. Und somit geht mit der Verdrängung des Einzelhandels auch die Urbanität und ein Stück städtischer Kultur verloren. Auch Heilbronn ist dafür ein Beispiel.

Volle Kassen?Volle Stadt heißt nicht unbedingt volle Kassen. Der vierte verkaufsoffene Samstag vor Weihnachten ist vorbei. Kein Parkplatz war mehr zu ergattern in Heilbronn. doch eine volle City bedeutet für den Einzelhandel nicht unbedingt auch sehr gute Einnahmen. Bei meinem Streifzug durch Heilbronn hörte ich immer wieder: „Es hat zäh angefangen und ist nicht mehr auf den Vorjahresstand aufzuholen.“ - Der Kunde rechnet scharf und kauft verbrauchsorientiert. Schnickschnack und Luxus sind gestrichen, die Geschenke werden kleiner. Am härtesten wurde die Textilbranche getroffen. Das milde Winterwetter kostet die Modegeschäfte viel Geld.

AufschwungDer Aufschwung in unserer Wirtschaft ist da. Aber er ist nur eine zarte Pflanze. Das hört man aus allen Arbeitgeberverbänden sowie aus Handel und Industrie - ob die Firmen bei uns nun Audi, Mercedes Benz oder Kolbenschmidt heißen. Die Produktivität muß gesteigert werden, um am Weltmarkt noch konkurrenzfähig zu sein. Und das heißt konkret: trotz positiver Vorzeichen geht der Stellenabbau weiter. Denn es muß mit weniger oder der gleichen Anzahl Menschen mehr und besser produziert werden. Also keine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt. In diesen Dezembertagen geben in der Region Franken die Industrie- und Handelskammer bei ihrer Jahrespressekonferenz und der Arbeitgeberverband bei seinem traditionellen Weihnachtsempfang im Heilbronner Stadttheaterfoyer Worte und Prognosen zum Besten, die genau in dieser Tendenz liegen. Der Südwesten Deutschlands war einmal das Musterländle in der achtziger Jahren. Jetzt ist der einstige Musterschüler nur noch im Mittelmaß vorzufinden.

Kiliansmännle, 14.12.1994

Süßer klingeln?Noch eineinhalb Wochen - und dann ist Heiligabend. Diesmal am Samstag. Das freut viele Arbeitnehmer nicht. Wärs ein Montag, dann könnte der Dienstag und Mittwoch ein kleines Urlaubsweihnachten sein. Ein paar Feiertage mehr. So bleibt halt nur der Montag als zweiter Weihnachtsfeiertag. Und in den Geschäften des Unterlands - süßer die Kassen nie klingeln? Beileibe nicht. Die Heilbronner und Unterländer Kaufleute merken halt in diesen Tagen schon deutlich, daß im neuen Jahr alles teurer werden wird. Deshalb haben sie - vor allem bei Textilien - jetzt die Preise kräftig herabgesetzt. Schnäppchenjäger-Zeit ist angesagt. Wer wollte den Bürgern auch verdenken, daß sie beizeiten beginnen zu sparen.

Stadt-Sparen
Da hat sich der Heilbronner Gemeinderat ja mal richtig angestrengt. In einer Mammutsitzung ab neun Uhr morgen wurde bis in den späten Abend hinein getagt. Das Haushaltsloch scheint gestopft. Von 25 Millionen keine Rede mehr. Auch nicht von 20,5 Millionen. Was beim harten Rechnen und Feilschen zwischen Stadtverwaltung und Rat herauskam, das wird auf Heller und Pfennig erst diese Woche am Donnerstag im Heilbronner Rathaus präsentiert. Ein Sieger aber steht schon fest: Heilbronns Finanzbürgermeister Werner Grau hatte sich genauestens vorbereitet - und atmete hörbar auf, als Einsparungen und Steuer- sowie Abgabenerhöhungen beschlossen waren. Die Finanzlage der Stadt ist wieder im Griff. Souverän, elegant und hart in der Sache hat Werner Grau die Mannen und Frauen Räte in die kommunale Pflicht genommen. Eben - ein Könner seines Fachs.

Neues AutoDa mögen manche wieder lospoltern: Warum braucht Heilbronns Oberschultes Manfred Weinmann in einer Zeit, in der alle sparen, einen neuen Dienstwagen? Immerhin, eine zwölfmonatige Stellen-Wiederbesetzungssperre und einen dreiprozentigen Stellenabbau beschloß der Heilbronner Gemeinderat. Warum muß der Oberbürgermeister da nicht mitziehen? Warum sollte er? Weinmann macht das einzig Richtige. Er trägt sein Scherflein zur Konjunktur-Ankurbelung bei.

Käseduft
Auf romantischen Bildchen aus dem 19. Jahrhundert haben Weihnachtsmärkte immer etwas heimeliges, aber armseliges in ihrem Erscheinen. In unseren Tagen sind sie ein Spiegelbild der Wohlstandsgesellschaft. Höchst Überflüssiges wird dort teilweise angeboten - eben Schnickschnack, nur so zum Mitnehmen im Vorübergehen, weils momentan gefällt. Zuhause weiß man dann oft nicht, was damit anzufangen. Also wirds verpackt und weiterverschenkt. Möglichst an Leute, denen man halt was schenken muß, aber eigentlich nicht will. Aber das Schönste an Weihnachtsmärkten sind doch die unverwechselbaren Düfte und Genüsse. Gebratene Äpfel, heiße Maronen, kandierte Nüsse, Glühwein, Christbaumschmuck, etc. etc. ... - Im Zeichen des Überflusses gibts nun auch Käsestände, Fleischwaren-Buden, Keramikbasare und vieles andere mehr. Ob das weihnachtlich stimmt, das muß der Marktbesucher selbst entscheiden. Zwei Tage vor Eröffnung des Wimpfener Altdeutschen Weihnachtsmarktes verbot das Amtsgericht Heilbronn das Betreiben eines Raclette-Standes, weil Raclette „keine typische Speise für einen altdeutschen Weihnachtsmarkt“ sei. Ist Kebab etwa eine typische Speise für Weihnachtsmärkte? An zwei Ständen in Wimpfen wird dieser köstliche türkische Hamburger angeboten. Ich meine, ein Gericht sollte nicht weihnachtlicher als der Weihnachtsmann urteilen.

Gestank?Das muß man sich mal überlegen: Da meckert ein Abstatter Speditionsunternehmer über eine Würstchenbude. Der Geruch des bratenden Fleisches ziehe vom Parkplatz direkt ins Bürofenster des Spediteurs. Eine unzumutbare Belastung, meint der Fuhrmann. Entweder die Würstchenbude oder die Spedition, stellt er zur Wahl. Nichts gegen die Aversion eines Menschen gegen Bratwürste, aber daß sich ausgerechnet ein Spediteur beschweren muß, dessen zahlreiche Lastzüge nun gewiß auch nicht gerade eine Bereicherung für die Umwelt sind, das grenzt schon an Schabernack. Wieviel Dieselruß bläst so ein Brummi raus?

Miss SaigonIn Stuttgart wurde mit einem rauschenden Fest das Musical „Miss Saigon“ Premiere gefeiert. Das mußte ich gesehen haben. So stieg ich also vom Turm - und ab ins Prominenten-Getümmel von 1800 Gästen - 800 Geladene, der Rest mußte 1.200 Mark pro Karte zahlen. Was die 53 Darsteller der 20 Millionen Mark teuren Produktion da auf der Musical-Bühne zeigten, das hatte man im Ländle noch net gesehen, besitzt Weltstadtniveau und wurde von den Premierengästen mit stehenden Ovationen und vielen Bravos gefeiert. In der 1.800 Plätze umfassenden Musical-Hall auf den Fildern in Stuttgart-Möhringen wurde - so die nahezu eindeutige Meinung von Gästen und Kritikern - Musik-Theater vom Feinsten geboten. Musicalmacher Rolf Deyhle, der bisher in Deutschland mit seinen Musical-Häusern nur große Erfolge feiern konnte, hat mit fünfhundert Millionen Mark Investitionen hinzu noch 1.300 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das nenne ich anständige Innovation. So mancher brave Heilbronner oder Unterländer Bürger wird es sich jetzt zweimal überlegen, ob er in der Region ein flaches Theaterstück anschaut oder mit der holden Gattin lieber ein festliches Erlebniswochenende bei „Miss Saigon“ in Stuttgart verbringt - samt gutem Essen und angenehmer Erholung im angeschlossenen Badeparadies „Schwaben-Quellen“. Aber erst in den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob das, was bei der Premiere rauschend war, im hartumkämpften Alltag d‘Leut in Scharen nach Stuttgart ins Musical pilgern läßt.

DuschorgieHohe Wellen schlug zu Beginn dieses Jahres im deutschen Blätterwald der Duschorgien-Prozeß vor dem Heilbronner Landgericht. Drei Polizisten aus dem Bereich der Polizeidirektion waren angeklagt, eine Frau mit ins Polizeigebäude in der Karlstraße genommen zu haben, sie dort zum gemeinsamen Duschen genötigt und dann als Höhepunkt auch noch angepinkelt zu haben. Beleidigung und sexuelle Nötigung. Die Strafe für die Polizisten: fünf, 15 und 16 Monate Freiheitsstrafe. Die Verbüßung war gegen Geldstrafen von 4000, 6000 und 9000 Mark zur Bewährung ausgesetzt worden. Und alle drei Herren wurden sofort von ihrem Polizeidienst vorläufig suspendiert. Jetzt hat der Bundesgerichtshof die Revision der Verteidiger der Polizisten verworfen und das Urteil des Heilbronner Landgerichts für rechtskräftig erklärt. Damit verlieren zwei der Verurteilten ihren Beamtenstatus. Beim dritten läuft noch ein polizeiinternes Disziplinarverfahren mit dem Ziel, ihn aus dem Polizeidienst zu entfernen. Die Heilbronner Polizeidirektion hat also bestätigt bekommen: Wölfe im Schafspelz haben in ihren Reihen nichts zu suchen. Und der Rechtsstaat hat klar gemacht, welches Verhalten er von seinen Ordnungshütern erwartet.

Kalte Dusche
Da hat sich Baden-Württembergs Umweltminister Harald B. Schäfer (SPD) auch bei den Städten und Gemeinden des Unterlandes voll in die Nesseln gesetzt. Vollmundig verkündete der Minister, er sehe gute Einsparmöglichkeiten auf dem Abwassersektor. Vor allem im ländlichen Raum gebe es Möglichkeiten, die Abwassergebühren in Grenzen zu halten. Selbst so mancher Bürgermeister aus dem Stadt- oder Landkreis Heilbronn, der den Sozialdemokraten nahe steht, war da erbost über den SPD-Mann Schäfer. „Völliger Quatsch“, polterte ein Schultes. „Wir halten uns beim Bau von Kläranlagen an die Standards, die uns von Land, Bund und Europäischer Union vorgeschrieben werden. Keine Gemeinde vergräbt mehr Geld in der Erde als notwendig.“ Eine Kalte Dusche für Schäfer, dem von einigen Unterländer Bürgermeistern übrigens immer noch seine vollmundigen Versprechungen in Sachen Sommersmog-Verordnung übelgenommen werden. Denn mit diesen Ankündigungen sind in der Bevölkerung nur Erwartungen geweckt worden, die es im kommenden Jahr erst einmal einzuhalten gilt.

Kiliansmännle, 07.12.1994

Kleiner ErfolgDie Polizei läßt verlauten, in Sachen „Einbrecher-Fahndung“ habe man eine heiße Spur. Gegenstände aus Wohnungseinbrüchen im Unterland seien in einer Stuttgarter Wohnung gefunden worden. Endlich ist die Polizei ein Stückchen weitergekommen, kann ich da nur sagen. Es war auch allerhöchste Zeit. Bürgerinnen und Bürger haben nämlich langsam aber sicher das Vertrauen in ihre Polizei verloren. Allerdings, die Einbruchserie riß auch in den vergangenen Tagen nicht ab. Die Tatorte lagen wieder mal im südlichen Landkreis: Unterheinriet, Hirrweiler, Abstatt, Ilsfeld und Obersulm. In einigen dieser Gemeinden sollen sich mittlerweile Bürger zusammengeschlossen haben, um in einer Art Nachbarschaftshilfe oder Bürgerwehr den potentiellen Einbrechern die Zähne zu zeigen. Recht so!

UngerechtKennen Sie den Johnson? Nein? Na ja, das ist eine Art Lexikon für Weinliebhaber. Darin sind berühmte und gute Weine von Frankreich bis Spanien, ja sogar Australien, und eben auch Deutschland aufgelistet. Entscheidend ist für Johnson der Name, die Qualität und Jahrgang der Tropfen. Aus dem Heilbronner Raum ist gerade mal Graf Adelmann vertreten. Eigentlich ungerecht, wenn man bedenkt, daß Adelmann bei den besten hundert deutschen Weingütern der Liste der Verbraucherzeitschrift „DM“ nicht dabei war. Johnson müßte wohl wieder mal ein Gläschen von Neippergs, bei der WG Grantschen, bei Drautz-Able oder im Keller der Weinsberger Versuchsanstalt trinken.

Kur für die Kur?Mit großen Investitionen will Bad Wimpfens Kur den Mitbewerbern in den neuen Bundesländern Paroli bieten. Wettbewerbs- und leistungsfähig bleiben, will das Kurbad der Stauferstadt. Das ist ja alles schön und gut, doch in erster Linie sollte sich Bad Wimpfen um seine Luft kümmern. Denn die ist für einen Kurort nicht gerade besonders. Nach einem Luftgutachten ist der Kurort gerade noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Doch die Tester sagten dem Bürgermeister eindeutig: Die Luft ist nicht gut. Der Autoverkehr ist wohl Bösewicht Nummer 1. Also müßte die Kommune heftigst darauf dringen, daß endlich eine Umgehungsstraße gebaut wird. Sonst nützen den Kurmachern am Ende alle Investitionen nichts, wenn der Kurstadt-Status aberkannt wird.

Forsche TöneHoppla, da hat die künftige Pressereferentin des Landkreises Heilbronn, Vera Hiller, ja gleich ganz deutlich und ehrlich gesagt, wie sie sich Pressearbeit vorstellt: „Aus Erfahrung weiß ich, wie ein PR-Artikel aussehen muß, damit er auch wirklich in der Zeitung abgedruckt wird.“ Also, liebe Vera Hiller, Zeitungen drucken (angeblich) keine PR-Artikel ab. Wenn das die Zeitung, bei der Sie gelernt haben, so gemacht hat, dann herrschte dort wohl ziemliche Personalknappheit. Normalerweise recherchieren Redakteure, sonst haben sie ihr Geld nicht verdient, das sie erhalten. Was Sie, Frau Hiller, meinen, sind vermutlich nicht PR-Artikel sondern Pressemitteilungen. Aber das nehmen wir nicht so genau. Hauptsache die Zeitung druckt es.

Immer im Bild
Es ist doch immer das gleiche: Steht in irgendeiner Gemeinde die Wiederwahl des Bürgermeisters an, so kann man sicher sein, daß der betreffende Schultes sich etwa ein dreiviertel Jahr vor dem Wahltermin bei Ehrungen, Vereinsfesten, goldenen Hochzeiten und und und sehen läßt. Ist dann auch noch ein Fotograf der Lokalzeitung da, umso besser. Billiger kann man die Wahlwerbung nicht bekommen. Was unlängst freilich Abstatts Gemeindeoberhaupt Rüdiger Braun in den Ortsnachrichten der Kommune brachte, sprengt jedoch beinahe den Rahmen. Da erhält der neue Kindergarten der Gemeinde - ein mehrere hunderttausend Mark teures Projekt - eine Spende. Wer jetzt an einen dicken Scheck denkt, hat sich getäuscht. Es ist eine Uhr, die auf dem Bild aussieht wie eine Küchenuhr. Doch dem Schultes graust es vor nichts: Er stellt sich zur Uhr und ist damit wieder mal im Bilde.

RückkehrErinnern Sie sich noch an die vergangene Bundestagswahl? Peter Alltschekow kandidierte da gegen den Egon Susset von der CDU. SPD-Mann Alltschekow verlor haushoch. Zuvor hatte als Nachrücker für Gerlinde Hämmerle ein rekordverdächtig kurzes Gastspiel in Bonn gegeben. Ganze zwei Sitzungswochen durfte der Sozialdemokrat dort die Bundespolitik miterleben. Nun kehrt er zu seinem Ziehvater Dieter Spöri zurück, unserem baden-württembergischen Wirtschaftsminister. Alltschekow wird wieder Sprecher von Spöri. Der habe ihn, Alltschekow, darum gebeten. Glück für Alltschekow, denn der hatte vor den Wahlen kein Hehl daraus gemacht, daß er sich nicht mehr so gut mit „dem Spöri“ verträgt.

Mild
Ein außergewöhnlich milder November liegt hinter uns. Man konnte beinahe meinen, im Unterland sei der Frühling ausgebrochen. Auch die Unterländer Vogelkundler haben die ersten Anzeichen von Frühling entdeckt. Mir auf dem steinernen Turm haben sie erzählt, daß die gefiederten Freunde, die sich nicht auf den Vogelzug gen Süden gemacht haben, bereits ein Verhalten wie im März zeigten. Sie singen, zwitschern und balzen. Etwas ungewöhnlich wirkt den auch der festlich herausgeputzte Heilbronner Weihnachtsmarkt. Draußen hat es zwischen zehn und 15 Grad, und da soll man Glühwein oder geröstete Mandeln kosten. Also meine Bitte an den Wettergott: Laß es endlich kalt werden und schneien!

Unverständlich
Ich als steinernes Männle darf als Mensch wie Du und ich Auto fahren. Und Vater Staat kassiert natürlich jedes Jahr die Kraftfahrzeugsteuer. Jetzt habe ich einen Brief vom Heilbronner Finanzamt bekommen, in dem ich darauf aufmerksam gemacht werde, daß bald meine Kraftfahrzeugsteuer fällig wird. Doch nun kommt's: Die vom Finanzamt sagen mir nicht, wieviel ich berappen muß. Das sei zu teuer. Nicht zu teuer ist aber eine Einzugsermächtigung, die das Finanzamt gleich auf dem Briefle mitgeschickt hat. Da versteh einer die Welt noch.

Kiliansmännle, 30.11.1994

Drama: Heilbronn
Das wohlbekannte „große historische Ritterschauspiel in fünf Akten“, das den Ort Heilbronn im Titel führt, wurde am 17. März 1810 in Wien erstmals aufgeführt. Heinrich von Kleist nannte sein Drama „Das Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe“. Mit dem Neckarstädtchen Heilbronn hat das Stück historisch soviel zu tun wie „Der zerbrochne Krug“ mit Holland. Aber das romantische Märchenspiel, das „an verschiedenen Orten in Schwaben“ im „Mittelalter“ spielt, brachte Gestalten auf die Bühne, die zum Miterleben und Mitleiden anregten - und dazu noch eine ungemein farbige Umwelt, die mit feiner Ironie und gelegentlich mit Parodie geschildert wird. Ein Theaterstück mit Weltruhm ist daraus geworden. - Am 26. November 1994 wurde auf der Bühne des Heilbronner Stadttheaters ein neues Stück über Heilbronn premierenreif auf die Bretter gesetzt. Irina Liebmanns Märchen „Der Weg zum Bahnhof“ sollte etwas über die Nachkriegszeit, das Verarbeiten des 4. Dezember 1944 erzählen. Viele honorige Bürger waren erschienen, um „ihr Heilbronn“ dramatisch verdichtet wiederzufinden. Die einen meinten nach der Premiere, das Stück sei ein Flop, die anderen sprachen von „einer mehrfach gebrochenen Assoziationskette subjektiver Bilder“. Ich meine von meinem steinernen Turm herab: das war ein verschenkter Theaterabend, den man besser vergißt. Unvergessen aber bleibt mein Käthchen - Du „wahres Wunder an Kraft, Anmut und farbiger Volkstümlichkeit“. Sagte einst Gerhart Hauptmann.

HasenmahlIm Januar 1995 sollte das schon seit Jahrhunderten gepflegte Hasenmahl der Stadt Heilbronn mal wieder im Ratskeller stattfinden. Aber die schlechte finanzielle Lage der Stadt, der Streit um den Haushalt 1995 hat den Oberbürgermeister Dr. Manfred Weinmann dazu veranlaßt, das Honoratioren-Essen schlichtweg abzusagen. Die Sozialdemokraten, an der Spitze ihr Fraktionsvorsitzender Friedrich Niethammer, waren ohnehin dafür. Die Christdemokraten beeilten sich dem Entschluß des OBs zurückhaltend beizupflichten. Heilbronn mit seinen wenigen Stadttraditionen hat sich damit, so sehe ich das von meinem Turm herab, einen Bärendienst erwiesen. Gerade in Zeiten der finanziellen Engpässe sollte mit ein wenig Phantasie Gemeinsamkeit, Geselligkeit festlich gepflegt werden. Warum das Kind gleich mit dem Bade ausschütten? Viel sinnvoller wäre es doch gewesen, das traditionelle Hasenmahl stattfinden zu lassen und jedem der Eingeladenen rund hundert Mark abzuverlangen. Davon hätte man lässig das Mahl berappen können, den Wein hätte eine Genossenschaft gespendet und der Rest des Geldes wäre einer sozialen Einrichtung zugeflossen. Und die Tradition? Die hätte im neuen Gewande in ihrem Kern eine frische, zeitgemäße Pflege erhalten. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bis zum Januar fließt noch viel Wasser den Neckar herunter.

IHK-Chef
Bis zum Jahre 1996 amtiert in der Industrie- und Handelskammer Heilbronn noch als Hauptgeschäftsführer Dr. Horst Schmalz. In knapp zwei Jahren wird er mit 65 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger aber steht schon fest: der fünfzigjährige Heinrich Metzger, heute noch Leitender Geschäftsführer der Bezirkskammer Ludwigsburg bei der IHK Stuttgart. Schon zum 1. Oktober 1995 wird er zur Heilbronner IHK wechseln, um sich auf die Nachfolge von Dr. Schmalz in Ruhe vorbereiten zu können. Die Vollversammlung der IHK Heilbronn wählte in der letzten Woche im ersten Wahlgang den einzigen Bewerber Heinrich Metzger aus Ludwigsburg mit Zweidrittelmehrheit. Die Weichen sind also frühzeitig und ohne Ausschreibung des Amtes gestellt. Überraschend kam diese klare Personalentscheidung für die Region Franken schon. Zumal es ja auch noch den stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Professor Dr. Klaus Kniep in Heilbronn gibt. Auch dem IHK-Geschäftsführer Harald Augenstein hatten Auguren Chancen eingeräumt. Aber letztendlich gab's keine Kandidaturen aus der Heilbronner IHK. Eine Kammer-Politik des IHK-Präsidenten Otto Christ, die ohne Querelen deutlich vom Erfolg gesegnet ist.

Immer im Bild
Es ist doch immer das gleiche: Steht in irgendeiner Gemeinde die Wiederwahl des Bürgermeisters an, so kann man sicher sein, daß der betreffende Schultes sich etwa ein dreiviertel Jahr vor dem Wahltermin bei Ehrungen, Vereinsfesten, goldenen Hochzeiten und und und sehen läßt. Ist dann auch noch ein Fotograf der Lokalzeitung da, umso besser. Billiger kann man die Wahlwerbung nicht bekommen. Was unlängst freilich Abstatts Gemeindeoberhaupt Rüdiger Braun in den Ortsnachrichten der Kommune brachte, sprengt jedoch beinahe den Rahmen. Da erhält der neue Kindergarten der Gemeinde - ein mehrere hunderttausend Mark teures Projekt - eine Spende. Wer jetzt an einen dicken Scheck denkt, hat sich getäuscht. Es ist eine Uhr, die auf dem Bild aussieht wie eine Küchenuhr. Doch dem Schultes graust es vor nichts: Er stellt sich zur Uhr und ist damit wieder mal im Bilde.

WeinzähneWenn es um den Weinbau in Württemberg geht, sind wir Unterländer immer ganz vorne dabei. Ein großes Verbrauchermagazin stellt alljährlich die Liste der einhundert besten deutschen Weine zusammen. Wer auf diese Liste kommt, kann sich „von“ heißen. Diesmal konnten nur vier württembergische Weinmacher das begehrte Gütesiegel ergattern: Drautz-Able aus Heilbronn, die Weinsberger Weinbau-Lehranstalt, Graf Neipperg aus Schwaigern und der Fürst zu Hohenlohe. Nicht vertreten ist erstaunlicherweise Graf Adelmann.

Büttel
Der Mann rechnet sich. Untergruppenbach hat seit einigen Wochen einen sogenannten Vollzugsbediensteten. Der Büttel alter Schule stattet Falschparker mit Strafzetteln aus. Denn in Untergruppenbach wird wie vielerorts gerne auf dem Gehsteig geparkt. Fußgänger, Mütter oder Väter mit Kinderwagen, kommen da nicht mehr vorbei. Dem wilden Parken bereitet der Büttel ein Ende. Sehr erfolgreich übrigens, kaum ein Autofahrer aus dem Ort, der noch nicht mit einem Bußgeld bedacht wurde. Das Geld fließt in die Gemeindekasse. Der Mann rechnet sich.

Schlechte LuftBad Wimpfens Bürgermeister Brechter ist nicht zu beneiden. Rund 20 000 Autos täglich rattern durch die Kurstadt. Die Luft wird schlechter. Es droht die Aberkennung des Kurstatus. Die Misere hat ihre Ursachen in der Vergangenheit. Denn da versäumte es ein Bürgermeister Klaus Czernuska, heute Landrat von Heilbronn, für eine Umgehungsstraße in Bad Wimpfen zu sorgen. Brechter muß sich nun mit den Protesten der Bürger rumschlagen. Geld vom Land wird er nicht erhoffen können. Denn da wurde ja kürzlich die Ausgabensperre verhängt.

Kiliansmännle, 23.11.1994

AdventWenn ich von meinem geliebten Turm herab auf den Marktplatz schaue, dann muß ich feststellen: es weihnachtet sehr. Nicht nur daß seit Tagen schon die Dekorationen in den Schaufenstern voll aufs schon laufende Weihnachtsgeschäft umgestellt sind, auch auf dem Marktplatz wird kräftig gehämmert und geschoben. Der Heilbronner Weihnachtsmarkt, der am Wochenende seine Pforten öffnet, nimmt Gestalt an. Manche Zeitgenossen meinen ja, durch diese frühe Einstimmung verliere das Fest der Feste kräftig an Glanz. Nun ja, jeder hat da seine eigene Meinung. Aber für die Kinder unter uns (die großen und die kleinen) dürfte ein solcher Markt immer wieder ein Erlebnis sein. Vor allem der Altdeutsche Weihnachtsmarkt in Bad Wimpfen - unschlagbar. Und wenn am Sonntag noch das erste Kerzlein am Adventskranz brennt und leuchtet, dann ist die Weihnachtsstimmung da, ob man will oder nicht. Nehmen Sie sich doch einfach die Zeit - für die Stunden der Besinnlichkeit. Sie kostet nichts.

4. Dezember 1944
Vor fünfzig Jahren - am 4. Dezember 1944 in Heilbronn: ein verheerender Bombenangriff, der rund siebentausend Menschen tötet und die Kernstadt in Schutt und Asche legt. Kriegsentscheidend war dieser Angriff und diese Zerstörung offensichtlich nicht - so kann heute festgestellt werden. War er notwendig, um der deutschen Bevölkerung vor Augen zu führen, daß sie einem verbrecherischen Regime treu dient? Aus Sicht der Alliierten bestimmt. Historiker haben herausgefunden, daß durch die Bombardements deutscher Städte bei vielen, dem Regime skeptisch gegenüberstehenden Menschen das Gefühl aufkam: jetzt muß zusammengehalten werden, trotz der aussichtslosen Lage. Was uns Nachgeborenen und Überlebenden geblieben ist? Die Trauer, die Angst vor Kriegsterror, der Versuch, es nie wieder geschehen zu lassen (Uwe Jacobys neues Buch „Protokoll einer Katastrophe“ gibt darüber beredt Auskunft). Aber die Kriege seitdem auf dieser Welt, die sprechen eine andere Sprache. Sie lehren uns: Krieg findet immer wieder statt. Der 4. Dezember 1994 in Heilbronn sollte somit nicht nur ein Tag des Erinnerns sein, sondern auch ein Tag der Anklage. Gegen den Krieg, der Europa längst wieder eingeholt hat.

Frauenpower
Die CDU in Heilbronn zählt rund 700 Mitbürger zu ihren Mitgliedern und wird jetzt von einer Frau geführt. Helga Drauz, 27jährige Stadträtin, Diplomingenieurin für Weinbau und Önologie und ehemalige Weinkönigin, will die Christdemokraten wieder zur Nummer eins in der Käthchenstadt werden lassen. Und das soll durch Bürgernähe hergestellt werden. Ein Zauberwort, das schon viele im Mund führten, aber kläglich in der Realität dran scheiterten. Aber Helga Drauz scheint das Zeug für Überraschungen zu besitzen. Und ihre Bodenständigkeit prädestiniert sie geradezu für höhere Weihen. Schließlich dürfte Egon Susset in seiner letzten Amtsperiode als Bundestagsabgeordneter des Unterlandes stehen und die CDU sucht auch immer noch nach einem Nachfolger des einst so erfolgreichen Ulrich Stechele, der zum Ende seiner landespolitischen Karriere als Abgeordneter und CDU-Landesgeschäftsführer so kläglich in der Versenkung verschwand. Allerdings stehen auch andere CDU-Größen schon in den Startlöchern. Zum Beispiel der bienenfleißige Stadtrat Thomas Strobl, der mit viel Glück in dieser 13. Legislaturperiode noch Abgeordneter in Bonn werden könnte.

Die Größten
Wir Unterländer sind die Besten und Größten - zumindest, wenn es um den Weinbau in Württemberg geht. Aber der Reihe nach. Das bekannte Verbrauchermagazin DM erstellt alljährlich eine Liste der besten 100 Weingüter in Deutschland. Wer auf dieser Liste steht, kann sich ,,von" heißen. Denn die Juroren sind echte Weinkenner. Mit dem kalifornischen Fachmann Joel Payne sei nur ein Name genannt. Diesmal sind württembergische Güter ganz rar vertreten. Gerade mal vier konnten das begehrte Gütesiegel ergattern. Und wie heißen sie? Es sind dies Drautz-Able, Fürst zu Hohenlohe, die Weinsberger Weinbau-Lehranstalt und Graf von Neipperg in Schwaigern.

Wein-LiebeDer Wein gehört zu Heilbronn wie das Bier zu München. Und Kenner der edlen Tropfen nennen sich in der Kätchenstadt Weinzähne, Viertelesschlotzer oder schlicht Genießer. Aber wie wird man ein Kenner? Ich meine, indem man Wein trinkt. Die meisten Menschen haben einen natürlichen Geschmackssinn, sagt Michael Broadbent, eine lebende Legende unter Weinkennern. Ein Weinliebhaber muß kein großer Kenner oder Verkoster sein. Es ist nicht notwendig, daß er den Geschmack analysieren kann. Er braucht auch nicht viele Worte über den Wein zu verlieren, den er mag. Um einen Mercedes gut lenken zu können, muß niemand wissen, wie der Motor funktioniert. Eben: genießen sollte man den guten Tropfen, der einem schmeckt. Ob nun Württemberger, Badener oder Rheinpfälzer.

Klammheimlich
Abtauchen tun sie, fragt man nach dem Thema „Feuerwehrabgabe“, die Bürgermeister. Denn bislang war dieser Obulus, den männliche Bürger zu leisten hatten, ja auch wirklich kein Thema. Doch das ist nun anders. Die europäische Rechtssprechung sagt nämlich, daß diese Abgabe doch nicht so ganz rechtens ist. Und was werden die Kommunen machen? Abwarten, bis das Geld für den Unterhalt der Dorffeuerwehren aus einem anderen Zuschußtopf fließt, sagt ein knitzer Schultes.

Geldvergeudung?Man muß sich das mal vorstellen: Da öffnet der gemeinnützige Verein „Kinder Arche“ in Heilbronn eine Kindertagesstätte. 700 000 Mark betragen die gesamten Investitionskosten. Eine private Initiative, die zumindest von der Kostenseite her die Stadt Heilbronn und ihre Anstrengungen sparsam zu haushalten um Längen schlägt. Denn die Kommune steckt derzeit in den Umbau zweier Kindergärten 2,5 beziehungsweise 2,7 Millionen Mark. Die Verantwortlichen bei der Stadt müssen sich schon fragen lassen, woher solch ein gewaltiger Preisunterschied kommt. Und auch die Damen und Herren Gemeinderäte sollten solche Kostenrechnungen etwas genauer unter die Lupe nehmen, besser noch, einen kleinen Nachhilfekurs bei den Machern der „Kinder-Arche“ nehmen.

Lohnend
Der Mann rechnet sich. Untergruppenbach hat seit einigen Wochen einen sogenannten Vollzugsbediensteten. Der Büttel alter Schule stattet Falschparker mit Strafzetteln aus. Denn in Untergruppenbach wird wie vielerorts gerne auf dem Gehsteig geparkt. Fußgänger, Mütter oder Väter mit Kinderwagen, kommen da nicht mehr vorbei. Dem wilden Parken bereitet der Büttel ein Ende. Sehr erfolgreich übrigens, kaum ein Autofahrer aus dem Ort, der noch nicht mit einem Bußgeld bedacht wurde. Das Geld fließt in die Gemeindekasse. Der Mann rechnet sich.

IndustrieparkNun ist es also heraus: Der Industriepark vor dem Neckarsulmer Audi-Werk wackelt. Bad Friedrichshall hat sich aus dem Projekt zurückgezogen. Und man kann es Bürgermeister Peter Knoche nicht mal verdenken. Zu hoch sind die Vorleistungen, welche die Kommune bringen müßte. Vor der Bundestagswahl war dieser Industriepark immer wieder ein Thema für Politiker aller Couleur. Besonders unser Wirtschaftsminister Dieter Spöri (SPD) hat sich wortreich für das Projekt eingesetzt. Bevor die ganze Sache nun endgültig platzt, wäre die einigende Kraft des SPD-Mannes, der sich doch so sehr als Partner der Wirtschaft versteht, gefragt. Übernehmen Sie, Herr Spöri!

Telefonbuch
Ich wollte unlängst unbedingt das Telefonbuch vom Ortsnetz Ludwigsburg. Beim dortigen Postamt habe ich es allerdings nicht abholen und bezahlen können. Telefonisch mußte ich das Buch bestellen, dann die Versandkosten und obendrein noch die Gebühren für die Banküberweisung bezahlen. Unverschämt. Als Grund gibt die Post an, die Postämter hätten kaum überzählige Exemplare. Die könne man nur vom Zentrallager aus verschicken. Service nennt sich das. Zumindest wirbt man ja damit. Doch das dicke Ende kommt noch. Zuständig ist gar nicht die Post, sondern die eigens dafür eingerichtete Tochterfirma „Detemedien“. Die Post meint, sie sei fein heraus. Der Kunde ist König. Oder?

Kiliansmännle, 16.11.1994

Einzelhandel
Wenn ich so an den Wochenenden oder am langen Donnerstag von meinem Turm herab in die City Heilbronns schaue, dann spüre ich wenig von der Krise. Aber viele Menschen, die gucken und vielleicht auch hier und da etwas kaufen, sind noch keine Garantie für ausreichende oder steigende Umsätze bei den Einzelhändlern. Das Weihnachtsgeschäft hat schon begonnen - und der Handel erwartet nicht die bombastischen Geschäfte wie zu Beginn der Neunziger. man ist sehr bescheiden geworden. Bisher wurde ein Minus von zwei Prozent im westdeutschen Einzelhandel festgestellt. Und die Tendenzen sind nicht günstig. Vor allem im Textilhandel. Es gibt sogar Stimmen unter den Kaufleuten in Heilbronn, die einen 15 prozentigen Kaufkraftschwund festgestellt haben wollen. Und als ein Argument für diesen Schwund wird hervorgehoben: „Die Stadt versucht alles, um Besucher rauszuhalten.“ Gemeint ist die Parkplatz-Situation in und die City. Aber die ist immer noch besser als in manche Bereichen der Ballungszentren Stuttgart und Rhein-Neckar. Was dem Einzelhandel zu schaffen macht, das ist die Bündelung der Probleme. Kaufzentren auf der grünen Wiese, Attraktivität auch der kleineren Städte im Unterland, scharfer Preisvergleich der Kunden, Zurückhaltung bei größeren Ausgaben, kleiner Geldbeutel dank erhöhten Steuern und Abgaben. Wenn die Wirtschaftskrise gemeistert werden soll, muß der Verbrauch der Menschen angespornt werden. Und da helfen keine guten Sprüche und Klagen, sondern nur mehr Geld.

Gestoppt
Im Heilbronner Gemeinderat zeigten die Stadträte Zähne. Die Erhöhung von Gebühren und Abgaben, die im nächsten Jahr mit großer Durchschlagskraft auf die Bürger zurollen sollte, ist vorerst gestoppt. Eine herbe Niederlage bereitete die Mehrheit im Stadtparlament OB Manfred Weinmann und seinem Finanzdezernenten Werner Grau. Maßvollen Steuer- und Gebührenerhöhungen wollte der Rat nur zustimmen, wenn zuvor die gesamte Einsparpalette auf dem Tisch liege und die Ausgabenseite insgesamt abgestimmt sei. Einig waren sich in dieser Aussage CDU, Freie Wähler, FDP und Republikaner. Mangelnden Mut und fehlendes Rückgrat warf die SPD dieser bürgerlichen Mehrheit vor. Das Haushaltsloch von 25 Millionen sei nur mit höheren Abgaben zu stopfen Und auch die Grünen stimmten mit der Verwaltung und den Sozis. Die Fronten sind geklärt. Jetzt muß eine Politik des Kompromisses herbeigeführt werden. In langwierigen Verhandlungen. Mal sehen wie gerupft wir Bürger dabei herauskommen.

Langfinger
Die Aufklärungsquote ist kläglich: Gerade mal 14 Prozent der Wohnungseinbrüche werden von der Polizei aufgeklärt. Doch, der Bande, die derzeit im Süden des Landkreises Heilbronn ihr Unwesen treibt, ist bislang überhaupt nicht auf die Schliche zu kommen. Nun bittet das Polizeirevier Weinsberg die Bürgerinnen und Bürger per Handzettel um Mithilfe. Auf einem rosaroten Blatt Papier werden die Wohnungsinhaber darauf hingewiesen, daß Städte und Gemeinden mit guter Verkehrsanbindung in Autobahnnähe oder an gut ausgebauten Bundes- oder Landstraßen besonders gefährdet sind. Beliebte Tatzeit der Langfinder: ab Einbruch der Dunkelheit bis etwa 22 Uhr, wenn Wohnungsinhaber offensichtlich abwesend sind, also die Wohnung unbeleuchtet ist. Ich würde diese verzweifelte Warnung beinahe eine Kapitulation der Polizei vor dem Verbrechen nennen. Und da diskutieren Politiker eine Straffreiheit für Ladendiebe. Das ist falsch verstandene Liberalität, geradezu eine Einladung für dreiste Gauner. Denn die gehen, wie kürzlich bei Beilstein geschehen, so vor, daß sie nicht geheimnisvoll im Dunkeln ,,arbeiten". Nein, völlig überrascht stellte die Polizei fest, daß die aufgebrochene Wohnung hell erleuchtet war.

Ökologischer Blödsinn
Da hat die Europäische Union wieder mal für ökologischen Blödsinn gesorgt. Wer sein Leergut zum Weingärtner zurückbringen will, könnte immer mal wieder eine Überraschung erleben. Denn es werden nur noch Flaschen mit Sternenkranz zurückgenommen. Und der Rest der gläsernen Ware? Der wird wohl vernichtet werden. Den Heilbronner Wengertern stehen ob solchen europäischen Unsinns die Haare zu Berge.

Knitzer KnabeEr ist schon ein knitzer Knabe, der Unterländer FDP-Landtagsabgeordnete Richard Drautz. Flugs hat er vergangene Woche das Erdgeschoß des Stuttgarter Landtages für eine Fete unter Beschlag genommen. Allerhand wichtige und unwichtige Unterländer Persönlichkeiten waren geladen. Damit bewies Drautz den Stuttgartern bereits zum zweiten Mal - im vergangenen Jahr fand dieser Unterländer Herbst auch schon statt - wie gut man im Stadt- und Landkreis Heilbronn Feste feiern kann. Daß Drautz auch viel für die eigene Popularität tat, versteht sich von selbst. Neben einigen Landeskorrespondenten der Tageszeitungen hatte sich der Chefredakteur der Heilbronner Stimme zu Drautz bemüht. Wie man aus ungewöhnlich gut informierten Kreisen erfahren konnte, soll Wolfgang Bok die ersten zarten Kontakte zur Heilbronner Weinszene geknüpft haben, obwohl er sich an diesem Abend überwiegend dem Bier widmete. Prost!

ArbeitslosUnverändert ist die Quote der Arbeitslosen Ende Oktober im Arbeitsamtsbezirk Heilbronn geblieben. Satte 8.1 Prozent In Baden Württemberg liegt sie bei 7,3 Prozent. Im Oktober 1993 zählte man im Unterland noch 7,9 Prozent. Von Entwarnung also kann niemand sprechen Im Gegenteil: die Firmen der Region geben an, daß durchaus noch Einsparungen bei den Arbeitsplätzen vonnöten seien. Was die Konjunktur zur Zeit belebt, das ist ein leicht ansteigender Export. Aber was sagen Zahlen über die wirkliche Lage der Menschen. Arbeitslosigkeit ist nicht unbedingt materielles Elend, aber durchaus ein Einschnitt ins Selbstvertrauen, in den gewohnten Lebenslauf und zerstört allzuoft die Psyche einer Familie. Mitleid und Hilfsbereitschaft dürfen deshalb keine Fremdworte für uns werden.

Die GrößtenWir Unterländer sind die Besten und Größten - zumindest, wenn es um den Weinbau in Württemberg geht. Aber der Reihe nach. Das bekannte Verbrauchermagazin DM erstellt alljährlich eine Liste der besten 100 Weingüter in Deutschland. Wer auf dieser Liste steht, kann sich ,,von" heißen. Denn die Juroren sind echte Weinkenner. Mit dem kalifornischen Fachmann Joel Payne sei nur ein Name genannt. Diesmal sind württembergische Güter ganz rar vertreten. Gerade mal vier konnten das begehrte Gütesiegel ergattern. Und wie heißen sie? Es sind dies Drautz-Able, Fürst zu Hohenlohe, die Weinsberger Weinbau-Lehranstalt und Graf von Neipperg in Schwaigern.

IndustrieparkNun ist es also heraus: Der Industriepark vor dem Neckarsulmer Audi-Werk wackelt. Bad Friedrichshall hat sich aus dem Projekt zurückgezogen. Und man kann es Bürgermeister Peter Knoche nicht mal verdenken. Zu hoch sind die Vorleistungen, welche die Kommune bringen müßte. Vor der Bundestagswahl war dieser Industriepark immer wieder ein Thema für Politiker aller Couleur. Besonders unser Wirtschaftsminister Dieter Spöri (SPD) hat sich wortreich für das Projekt eingesetzt. Bevor die ganze Sache nun endgültig platzt, wäre die einigende Kraft des SPD-Mannes, der sich doch so sehr als Partner der Wirtschaft versteht, gefragt. Übernehmen Sie, Herr Spöri!

Luft-Image
Rund 20 000 Autos täglich rattern durch Bad Wimpfen. Bürgermeister Brechter weiß nicht erst seit dem für das Image der Kurstadt verheerenden Luftgutachten, daß etwas gegen die dicke Luft zu tun ist. Tunnelbau oder Umgehungsstraße? Beides wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis die Genehmigungsbehörden entschieden haben. Wimpfen hätte viel früher Druck machen, darstellen müssen, wie miserabel die Verkehrslage im Ort ist. Erinnern wir uns: Schon in den achtziger Jahren gab es in dem Ort einige Bürger, die den damaligen Bürgermeister Klaus Czernuska darauf aufmerksam machten, daß die Autos um die Stadt fahren sollten. Das wäre besser für die Einwohnerinnen und Einwohner, besser, deren Gesundheit. Damals wurde dies alles von den etablierten Parteien und Vertretern des Gemeinderates als „grüne Spinnerei“ abgetan. Und heute? Da wäre manch einer froh um eine Umgehungsstraße.