Donnerstag, 3. September 2009

Kiliansmännle, 09.11.1994

TiefflugDie Stadt Heilbronn hatte aufgrund von Beschwerden einiger ihrer Bürger beim Bundesluftwaffenamt nachgefragt, wie es konkret mit den Tiefflügen über dem Unterland ausschaut. Letzte Woche wurde dann geprüft. Auf dem Eselsberg in Flein stand militärisches Gerät - von Montag bis Freitag. Mit dem Radarsystem „Skyguard“ wurde festgestellt, ob es Verstöße gegen die vorgeschriebene Tiefflugschneise im Höhenband zwischen 300 bis 450 Meter gab. Ergebnis: keine besonderen Vorkommnisse, keine Verstöße. Ich möchte nicht wissen, was uns Steuerzahler diese Aktion gekostet hat. Aber Bürger-Anfragen müssen schließlich in einer Demokratie ohne Umschweife beantwortet werden. Übrigens, um 82 Prozent wurden seit 1980 die Flugstunden der Alliierten und der Bundeswehr über Deutschland reduziert.

Kneipen-HochHeilbronn hat nach Saarbrücken in Deutschland die höchste Gaststättendichte. Nur Saarbrücken übertrumpft die Käthchenstadt. Thomas Aurich, Kreisvorsitzender des Heilbronner Hotel- und Gaststättenverbandes verkündet stolz die Zahlen: in der Saarstadt zählt man 489 Gaststätten pro 100.000 Einwohner, in Heilbronn 466. Wenigstens ein Rekord für Heilbronn. Besonders erfreut sind die Heilbronner Wirte jetzt darüber, daß die Stadt die Sperrzeiten-Regelung für Außenbewirtschaftungen 1995 „einzelfallbezogen“ regeln will. Und das mit einem großzügigen Maßstab, allerdings unter Berücksichtigung der Betriebsstruktur und der Anliegen der Anwohner. Warten wir es ab. Der nächste Sommer kommt bestimmt.

ChinaDie Industrie- und Handelskammer Heilbronn unterzeichnet mit einer chinesischen Wirtschaftsdelegation ein richtungsweisendes Abkommen, auf den Brettern der Kammerspiele im Theater Heilbronn wird von einem Pekinger Theater ein zeitgenössisches Drama in chinesischer Sprache gezeigt und der Oberbürgermeister Heilbronns begrüßt in seiner Rede im Großen Ratssaal „das Zusammentreffen zweier Kulturen und Systeme“. Ausstellungen und Workshops im Theater runden die geistige Auseinandersetzung mit den in Heilbronn als Gäste weilenden Chinesen ab. Da kann ich nur sagen: Dank den Initiatoren, dem Theater-Verwaltungsdirektor Jürgen Frahm und dem Gemeinschaftskernkraftwerk Neckarwestheim. Völkerverständigung wächst bekanntlich eher von unten, weniger auf dem glatten diplomatischen Parkett. Und über kurz oder lang wird eine freie Marktwirtschaft in China auch das Problem einer diktatorisch herrschenden Partei beseitigen.

Baulücken
Um vier Baulücken in Heilbronn zu beseitigen, zahlte die Stadt Heilbronn 185 000 Mark für einen Architekturwettbewerb. Die prämierten Pläne für die Beseitigung der innerstädtischen Schandflecken liegen jetzt vor und werden demnächst in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Eigentümer der Grundstücke jedoch zeigten der Stadt die kalten Schulter. Von vieren kam grad einer ins Technische Rathaus. Und der äußerte sich abwartend zu den städtischen Plänen. Steuergelder mal wieder zum Fenster rausgeworfen? Die gute Absicht der Stadt ist beachtenswert. Aber es sollte nicht etwas getan werden, damit etwas getan ist. Alles muß seinen Sinn und Zweck haben, wenn Steuergelder dafür ausgegeben werden. Hätte die Stadt nicht vorher mit den Grundstücksbesitzern in Verhandlungen treten können? Vielleicht hätte sie sich dann den Wettbewerb sparen können.

Rotlicht
Heilbronns Südstadt ist für die Käthchenstadt das, was Sankt Pauli für Hamburg darstellt. Der Puff, die Nachtbars und Rotlicht-Kaschemmen sind vielen Anwohnern schon lange ein Dorn im Auge. Ein neuer vom Gemeinderat verabschiedeter Bebauungsplan soll jetzt Vergnügungsstätten, Spielhallen und das Sexgewerbe in der Südstadt in geordnete Bahnen lenken. Ob der hilft, dem Viertel die Stigmatisierung wegzuwischen? Andere Teile der Stadt haben seit Jahrzehnten einen verruchten Namen, zum Beispiel das Hawaii im nördlichen Industriegebiet. Alle Maßnahmen, um das Viertel aufzuwerten, fruchteten bislang wenig. Es wurde nur schlimmer und schlimmer. Soziale Brennpunkte ziehen halt lichtscheue Menschen aus welchem Milieu auch immer an.

Großspurig
Ziemlich großspurig, was Herr Raatz da vor wenigen Tagen von sich gegeben haben. Zurück in die kommunale Verwaltung habe es ihn, den ehemaligen Obereisesheimer Ortsvorsteher und bisherigen Chef des Neckarsulmer Zweiradmuseums und Aquatolls, nie gezogen. Rathaus-Chef wollte er nicht werden, der Friedhelm Raatz, weil, und jetzt kommt es: „Für mich zählt die Herausforderung.“ Das bedeutet doch im Klartext, ein Bürgermeister-Posten ist heutzutage keine Herausforderung mehr - zumindest nicht für einen Kerle wie Friedhelm Raatz. Jeder Schultes im Ländle müßte jetzt eigentlich Raatz fragen, wo dieser denn seine Augen und Ohren während seiner Lehrlings-, Gesellen- und Meisterjahre als Rathausmitarbeiter gehabt hat. In der freien Wirtschaft - Raatz wechselt zu einer Gesellschaft, die Bäder, Sportanlagen und Hotels baut - wird man ihm schnell die großspurigen Töne austreiben. Da ist auch nichts mit behördlich geregelter Arbeitszeit. Eine echte Herausforderung, gell Herr Raatz?

Wieder nichtsEs hat nicht sollen sein. Beate Weinreuter hat es auch beim zweiten Versuch nicht geschafft. Massenbachhausen wählte Christoph Schulz und nicht die ehemalige Leiterin der Stabsstelle im Leingartener Rathaus zum Bürgermeister. Fast 60 Prozent der Stimmen bekam der Nachfolger von Erich Schott. Weinreuter landete mit knapp 22 Prozent auf dem zweiten Rang. Und wie bei ihrem mißglückten Versuch bei der Bürgermeisterwahl in Leingarten suchte Beate Weinreuter die Schuld für ihre Niederlage bei jemand anderem. Diesmal war es die Öffentlichkeit, der/die schlichte Wahlbürger/in. Die sei einfach noch nicht soweit, das Bürgermeisteramt immer noch eine Männerdomäne, so Weinreuter. Vielleicht liegt es ja auch an Ihrer Person, Frau Weinreuter. Wir leben in einer Demokratie - und da entscheidet die Mehrheit. Und Frauen sind im Kommen. Löwenstein beispielsweise hat eine Bürgermeisterin. Es kommt eben auf die Frauen an.

Verbrecher auf Tour
Das Böse ist immer und überall. Allerdings derzeit besonders im südlichen Landkreis Heilbronn. Kaum ein Tag vergeht, an dem die Polizei nicht einen Wohnungseinbruch registrieren muß. Geschnappt werden der oder die Täter freilich nicht. Magerer Erfolg der Ordnungshüter: die Spurensicherung stellte bei verschiedenen Einbrüchen ein und denselben Fußabdruck fest. Meist drangen die Täter am hellichten Tag in die Wohnungen ein. Manche Polizisten sehen auch im Unterland Zustände heraufdrohen, wie in den neuen Bundesländern mit einer Grenze zu Osteuropa. Dort vertrauen die Bürger nicht mehr auf die Polizei. sie bilden Bürgerwehren, um den Einbrechern Paroli bieten zu können.

Industriepark
Nun ist es also heraus: Der Industriepark vor dem Neckarsulmer Audi-Werk wackelt. Bad Friedrichshall hat sich aus dem Projekt zurückgezogen. Und man kann es Bürgermeister Peter Knoche nicht mal verdenken. Zu hoch sind die Vorleistungen, welche die Kommune bringen müßte. Vor der Bundestagswahl war dieser Industriepark immer wieder ein Thema für Politiker aller Couleur. Besonders unser Wirtschaftsminister Dieter Spöri (SPD) hat sich wortreich für das Projekt eingesetzt. Bevor die ganze Sache nun endgültig platzt, wäre die einigende Kraft des SPD-Mannes, der sich doch so sehr als Partner der Wirtschaft versteht, gefragt. Übernehmen Sie, Herr Spöri!

Stettenfels
Alle sind dafür: Untergruppenbachs Gemeinderat, das Landratsamt Heilbronn, ein Fleiner Architekt wollen, daß bei der Burg Stettenfels ein 200-Betten-Hotel gebaut wird. Alle? Eben nicht. Das Landesdenkmalamt in Stuttgart stört sich an der Größe des geplanten Objektes. Und irgendwie kann ich die Stuttgarter Denkmalhüter verstehen. Waren Sie schon mal bei der Burg Stettenfels? Wenn nein, dann sollten Sie sich den Ausflug gönnen. Man hat einen herrlichen Ausblick - fast so toll wie vom Kiliansturm. Rund um die Burg eine Art verwilderter Park. Eigentlich wäre es schade, wenn hier ein moderner Hotelneubau hinkäme. Übrigens hat ein Bagger schon einen Teil des Dornröschengartens ebengeschoben. Ob das genehmigt war? Einige Untergruppenbacher Gastwirte sind verständlicherweise auch nicht begeistert von den Neubauplänen. Konkurrenz belebt das Geschäft auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Unter den Einwohnern ist das ehrgeizige Hotelprojekt nicht unumstritten. Ein Hotel dieser Größenordnung bedeutet viel Autoverkehr. Die Idylle auf dem Stettenfels wäre empfindlich gestört. Also so allein stehen die Denkmalschützer aus Stuttgart nicht da.

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