Dienstag, 1. September 2009

Kiliansmännle, 10.08.1994

BergvagabundenDer Kanzler erholt sich am Wolfgangsee, mancher Sozialdemokrat trinkt seinen Schoppen in der Toskana, der Heilbronner Landtagsabgeordnete und baden-württembergische Wirtschaftsminister Dieter Spöri will dagegen lieber hoch hinaus. Mit seinem Freund und Parteigenossen, dem Backnanger SPD-Bundestagsabgeordneten Robert Antretter, stürmt er die Berggipfel Südtirols. Kein gemütliches Wandern, nein, die beiden Bergvagabunden klettern auf Steigen, für die einer schwindelfrei sein muß. Übernachtet wird in Hütten, aber auch nur manchmal, denn die Genossen genießen einen gewissen Bekanntheitsgrad, so daß sie allabendlich politisieren müßten. Um dem aus dem Weg zu gehen, wählen Spöri und Antretter dann schon mal in eine weniger bequeme Biwakschachtel als Nachtquartier. Eines ist sicher: Spöri wird fit sein für den anstehenden Wahlkampf. Und er hat den Kontrahenten von der Union voraus, daß er schon ganz oben auf dem Gipfel war.

Die Bagger sind daNur zu Erinnerung, Herr Oberbürgermeister Dr. Manfred Weinmann, die Waldheide ist immer noch nicht als Naherholungsgebiet für die gesamte Bevölkerung frei. Nach wie vor ist das Areal von einem Stacheldraht umgeben. Da kann keiner rein, um seinen Spaziergang zu machen. In einem Interview sagten Sie, Herr Weinmann, sinngemäß, daß ihr schönstes Erlebnis gewesen sei, als die Waldheide wieder frei wurde für die Bevölkerung. Jetzt sind Bagger auf der Waldheide. Meinen Sie das etwa mit „Bevölkerung“?

Leeres Versprechen?Vollmundig ließ die Landesregierung mitteilen, daß Unwettergeschädigten noch bis Ende August Zuwendungen zur Beseitigung der Schäden gewährt werden. Wir haben ja Wahlkampf. Doch über die Zusagen aus Stuttgart kann man im Heilbronner Rathaus nur den Kopf schütteln. „Leere Versprechen“, winkt ein Rathausmitarbeiter ab. Warum? Weil die Landesregierung eben doch nicht so freigiebig ist mit ihrer „Unwetterhilfe“. Seien Sie froh, wenn Hochwasser und Hagel Ihr Anwesen nicht erwischt haben, oder wenn Sie nur naß geworden sind, wie ich auf meinem Turm. Denn, wenn Sie wirklich finanzielle Hilfe brauchen, wie manche Unwetteropfer besonders im nördlichen Landkreis, brauchen sie nicht auf die Landesregierung setzen. Die läßt Sie nämlich ganz schön im Regen stehen. Von unbürokratischer Hilfe keine Rede.

Volksfest-KriseVon wegen Wirtschaftskrise: Selbst bei Rekordhitze strö­mten Besucher zum größten Unterländer Vergnügen, dem Volksfest. Insgesamt sollen es 250.000 gewesen sein. Soviele will Heilbronns Verkehrsdirektor Bernhard Winkler gezählt haben. Also 50.000 weniger als im vergangenen Jahr. Gefragt waren Fahrgeschäfte, wie beispielsweise die ,,Wilde Maus". Kein ganz billiger Spaß. Dasselbe trifft für Bier, Göckele oder auch die vielen süßen Leckereien zu. Man mußte es sich nur leisten können. Und wer übers Unterländer Volksfest schlenderte, konnte durchaus feststellen, daß die Besucher nicht nur aus den Kreisen der finanziellen Elite kommen. Im Gegenteil. Aber alles in allem mußten die Schausteller feststellen: der Einbruch war gewaltig, auch beim lieben Geld.

Schnell handelnBei Obstbauern und Hobbygärtnern geht die Angst um. Denn der Feuerbrand, eine durch Bakterien hervorgerufene Pflanzenkrankheit, die schwerpunktmäßig Kernobstbäume befällt und rasch zu deren Absterben führt, breitet sich wie eine Seuche aus. Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser rief zur energischen Bekämpfung des Feuerbrandes auf. Helfen tut allerdings nur rigoroses Zurückschneiden der be­fallenen Äste und Zweige. Sonst hatte Weiser keine Tips für die Obstbauern. Und auch sein CDU-Parteifreund, der Unterländer Bundestagsabgeordnete und Agrarexperte Egon Susset, hielt sich in Sachen Feuerbrand auffällig zu­rück. Vielleicht liegt es daran, daß Susset „seinem“ Land­wirtschaftsminister dann vorwerfen müßte, er, Weiser, habe auf die Feuerbrandgefahr zu behäbig und langsam reagiert.

GeschafftApropos Egon Susset, der bekommt nun zur anstehenden Bun­destagswahl seinen Wunschgegner Peter Alltschekow. Der SPD-Mann und Sprecher von Wirtschaftsminister Dieter Spöri, rückte in den Bundestag nach. Für den ehrgeizigen Alltschekow ist das Mandat nicht nur ein finanzieller Vor­teil. Nun kann er endlich auch aus dem Schatten von Spöri heraustreten. Wenn es allerdings bei der Wahl am 16. Ok­tober nichts mit dem Unterländer Direktmandat für Allt­schekow wird - auf der SPD-Landesliste steht er nicht -, hat ihm die Partei schon ein Auffangnetz gespannt. Abgesehen davon ist der Sozialdemokrat ja auch noch Jurist im Staats­dienst, sprich Richter am Landgericht - eine sichere Sache also.

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